Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (4.1899)

Vlämische Kunst-Ausstellung in Krefeld.

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sich auch in der vlämi-
schen Künstlerschaft der
Wunsch als Gesammtheit
eine Probe ihrer Kunst
zu bringen. Eine benach-
barte Stadt im stamm-
verwandten Deutschland
schien ihnen am geeig-
netsten, ihren Plan zur
Ausführung zu bringen.
Das neu eröffnete Kaiser
Wilhelm-Museum in Kre-
feld bot hierzu willkom-
mene Gelegenheit.

Belgien hat ebenso
wie seine Nachbarländer
eine Periode gehabt, die
die Fahne der Romantik
hochhielt. Die Gemälde
der dreissiger Jahre tragen
den Stempel dieser Rich-
tung. Schilderungen
grosser historischer Ereig-
nisse voll von Pathos
und theatralischem Pomp
erregten allgemeine Be-
wunderung. Namen, wie
Gust. Wappers, de Keyzer,
Gallait, de Biefre und
Slingenyer erinnern uns
an jene Zeit. Der erste,
der mit der Tradition
brach und den Weg zur
Natur zurückfand, war
Leys. Begeistert folgten
talentvolle junge Künstler
seinem Beispiel. Charles
de Groux in seinen Schil-
derungen der Armen und
Enterbten, Louis Dubois
mit seinen breiten, kraft-
strotzenden Bildnissen, die
Brüder Joseph und Alfred
Stevens, durch ihr glän-
zendes Kolorit bekannte Thier- und Genre-
maler, die Brüder Verhas mit ihren frischen
Schilderungen des Familienlebens, der sinnige
Juliaan de Vriendt und der Landschafter
Artan — durch die Werke aller dieser
Künstler weht schon ein Zug gesunden

JULIUS LAGAE—BRÜSSEL.

vDie Büssenden*

Wahrheitssinnes, ein Streben nach natürlichem
Ausdruck, nach persönlicher Auffassung.

In der folgenden Generation trat das
Unabhängigkeitsgefühl noch stärker zu Tage.
Die Kunst wurde mehr und mehr individuell.
»La Societe Libre des Beaux-Arts«, die 1870