Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

DOI article:
Crous, Lili: Vlämische Kunst-Ausstellung in Krefeld
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0309
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
in Brüssel ins Leben trat, war eine Seces-
sion, die sich den alten Regeln nicht mehr
fügen wollte, und deren Experimente in den
Kreisen der älteren Künstler und Kunst-
freunde heftigen Widerspruch erregten. Aber
die neuen Ideen siegten, sie drangen in alle
Gebiete der Kunst wie ein frischer Lebens-
saft. 1884 gelangte das Freilicht vollends
zur Herrschaft. Junge begabte Künstler,
wie Claus, Frederic, Rosseeis, Courtens, Wyts-
man, traten zusammen und gründeten den
»Salon des Vingtistes«. Diese kleine Künstler-
vereinigung ging 1894 in »La Libre Esthe-
tique« über, die unter der geschickten Lei-
tung von Octave Maus jetzt nicht nur einen
Mittelpunkt belgischer, sondern überhaupt
internationaler Kunst bildet.

Die Krefelder Ausstellung bringt aus
der Periode, die sich von den Fesseln der
Romantik zu befreien suchte, verschiedene
bedeutsame Werke u. a.: von Dubois, Artan,
de Brackeleer, Verhas, Juliaan de Vriendt.

Unter den Arbeiten der Modernen fällt

vor allen das grosse symbolische Bild von
C. Montald: »Der heilige See« auf. Im
Vordergrunde eines umwaldeten Sees ge-
flügelte Gestalten in langen Gewändern, im
Begriff ein Boot fortzurudern. Am Ufer
Frauen, durch Inschriftbänder als Kunst
und Wissenschaft bezeichnet, die von
einem anderen überirdischen Wesen aufge-
fordert werden, den Kahn zu besteigen.
Der Sinn dieser Darstellung bliebe wohl
dunkel, hätte der Künstler nicht eine Er-
klärung gegeben. Er träumt sich ein ideales
Reich, dessen heilige Orte der Inspiration,
der Meditation, der Musik, dem Lanz etc.
geweiht sind. »Kunst« und »Wissenschaft«
wollen sieh zum Hain der Inspiration und
der Meditation begeben, die geflügelten Ge-
stalten sind die Hüterinnen des Sees, der
dieses Reich umschliesst. Inwiefern die
symbolistische Darstellung Berechtigung hat,
bleibe dahingestellt. Immer wieder drängt
sich die Beobachtung auf, dass die meisten
Symbolisten mehr Dichter als Maler sind.
 
Annotationen