Dr. Max Osborn—Berlin:
1.6
hat, diesen Merkmalen: an der Rückwand,
wo ein dichter Blüthenregen von oben herab-
zusinken scheint, der aber eine grosse Fläche
in der Mitte vorsichtig frei lässt, an der
Applikationsstickerei der Stoffverkleidungen
und Polstermöbel, selbst an dem Paneel,
f. h. Schmitz—köln. Blumen-Vase.
dessen geschnitzter Fries über dem schmuck-
losen Untertheil von grossen Kreisen unter-
brochen wird, und an dem Metallbeschlag
des Schrankes, der ebenfalls nur an einzelnen
auserwählten Stellen, dort aber wieder in
auffallend reicher Fülle, auftritt. Dazu kommt
die behagliche Breitbeinigkeit der Möbel,
die aparte Vitrine mit der üppigen Perl-
muttereinlage, die graziöse Theilung der
Ofenwand in zwei herzige Plauschecken, die
dicken, aus buntem Glas geschnittenen Glüh-
lichtmäntel, die wie exotische Ampeln aus-
sehen ■—■ das alles trägt dazu bei, den Raum
als ein echtes Erzeugniss der Wiener Kunst
moderner Richtung erscheinen zu lassen.
Die Skandinaven sind weniger darauf
bedacht, einen modernen Stil aus den ver-
änderten Bedürfnissen der Zeit heraus zu
entwickeln, als vielmehr ihre alte heimische
Kunst weiterzubilden. Norwegen leistet auf
diesem Wege Hervorragendes, namentlich in
der Kunstweberei und der Holzschnitzkunst.
Fin Knutzen, der Meister der Holz-Archi-
tekturen für die einzelnen Ausstellungs-
gruppen, hat dabei volksmässige Motive in
reizvollster Mannigfaltigkeit verwerthet. Man
glaubt alte Schiffs-Schnäbel mit gewundenen
und verschlungenen Ornamenten, mit Thier-
und Menschenfratzen wiederzufinden.
Dänemark sucht seinen Ruhm in der
Keramik; es hat hier nach wie vor die
europäische Führung inne, die es 1893 auf
der Welt-Ausstellung in Chicago in glän-
zendem Siege sich erstritt. Mit der Kgl.
Porzellan-Manufaktur tritt in Paris die Fabrik
von Bing & Gröndahl in lebhaften Wett-
bewerb. Sie hat sich früher lange Zeit
vielfach im Kielwasser der Kopenhagener
Staats-Anstalt bewegt, aber nun, unter der
energischen Leitung des künstlerischen
Direktors J. F. Willumsen, besonders durch
stärkere Betonung der plastischen Dekors
und der ä jour-Arbeiten, durchaus eigene
Wege eingeschlagen. Im Gegensatz zu den
zarteren Farben und der grösseren stilistischen
Strenge dieser Manufakturen stehen die
derberen Poterien Kaehler's, der sich auch
am liebsten altnordische Motiven anschliesst,
sie aber in den Linien und Formen freier
behandelt und seine grossen, dickbauchigen
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hat, diesen Merkmalen: an der Rückwand,
wo ein dichter Blüthenregen von oben herab-
zusinken scheint, der aber eine grosse Fläche
in der Mitte vorsichtig frei lässt, an der
Applikationsstickerei der Stoffverkleidungen
und Polstermöbel, selbst an dem Paneel,
f. h. Schmitz—köln. Blumen-Vase.
dessen geschnitzter Fries über dem schmuck-
losen Untertheil von grossen Kreisen unter-
brochen wird, und an dem Metallbeschlag
des Schrankes, der ebenfalls nur an einzelnen
auserwählten Stellen, dort aber wieder in
auffallend reicher Fülle, auftritt. Dazu kommt
die behagliche Breitbeinigkeit der Möbel,
die aparte Vitrine mit der üppigen Perl-
muttereinlage, die graziöse Theilung der
Ofenwand in zwei herzige Plauschecken, die
dicken, aus buntem Glas geschnittenen Glüh-
lichtmäntel, die wie exotische Ampeln aus-
sehen ■—■ das alles trägt dazu bei, den Raum
als ein echtes Erzeugniss der Wiener Kunst
moderner Richtung erscheinen zu lassen.
Die Skandinaven sind weniger darauf
bedacht, einen modernen Stil aus den ver-
änderten Bedürfnissen der Zeit heraus zu
entwickeln, als vielmehr ihre alte heimische
Kunst weiterzubilden. Norwegen leistet auf
diesem Wege Hervorragendes, namentlich in
der Kunstweberei und der Holzschnitzkunst.
Fin Knutzen, der Meister der Holz-Archi-
tekturen für die einzelnen Ausstellungs-
gruppen, hat dabei volksmässige Motive in
reizvollster Mannigfaltigkeit verwerthet. Man
glaubt alte Schiffs-Schnäbel mit gewundenen
und verschlungenen Ornamenten, mit Thier-
und Menschenfratzen wiederzufinden.
Dänemark sucht seinen Ruhm in der
Keramik; es hat hier nach wie vor die
europäische Führung inne, die es 1893 auf
der Welt-Ausstellung in Chicago in glän-
zendem Siege sich erstritt. Mit der Kgl.
Porzellan-Manufaktur tritt in Paris die Fabrik
von Bing & Gröndahl in lebhaften Wett-
bewerb. Sie hat sich früher lange Zeit
vielfach im Kielwasser der Kopenhagener
Staats-Anstalt bewegt, aber nun, unter der
energischen Leitung des künstlerischen
Direktors J. F. Willumsen, besonders durch
stärkere Betonung der plastischen Dekors
und der ä jour-Arbeiten, durchaus eigene
Wege eingeschlagen. Im Gegensatz zu den
zarteren Farben und der grösseren stilistischen
Strenge dieser Manufakturen stehen die
derberen Poterien Kaehler's, der sich auch
am liebsten altnordische Motiven anschliesst,
sie aber in den Linien und Formen freier
behandelt und seine grossen, dickbauchigen