64 Anmerkung der Schriftleitung zu den »Beispielen künstlerischer Schrift'
s^a So reiche Anerkennung wir dem Porgehen
harifch's an sich zollen, so wollen wir anderer-
seits doch nicht verlchweigen, dah wir gegen die
ülehrzahl der Beiträge zu neuzeitlichen Schriften
mancherlei Bedenken aufzuwerfen haben. Wohl
die wenigsten der beteiligten Künstler haben
daran gedacht,eine klare und sofort lesbare
Schrift zu liefern; nur allzuviele waren mit der
„ornamental-dekorativen Wirkung" zufrieden,
und selbst über diese ging man noch hinaus, wie
etwa in den „ßufeisen • Formen" Filchl's — im
wahren Sinn des Wortes ßieroglyphen, die kein
ITlenfch enträtseln kann, fluch die Schriften von
moser und ITlelichar sind kaum zu entziffern.
Sie mögen wohl für eine 3nlchriff-üafel köstliche
Wirkungen versprechen, für den Druck sind sie
unmöglich. Von ITlucha, dem sonst so sehr Ge-
priesenen, sehen wir Zeichen, die unverkennbare
Heimlichkeit mit „Zier-Kämmen" aufweisen, die
m und n, in Schildpaff oder Silber ausgeführt,
könnte jede Pariser ülondaine sofort mit Stolz
im ßaare tragen. Diese Zeichen mögen allenfalls
noch als „Plakat-Schrift" gute Wirkung thun, der
Drucker aber wird sie unbedingt ablehnen. 3n
dieser ßinsichf gehören auch die Roller'fchen
Schriften zu den Unmöglichkeiten, vornehmlich
die I. und IV. (innerer Ceil mit den abenteuer-
lichen Signaturen). Kleine Abweichungen von der
typographifchen Regel kommen dagegen kaum
noch in Betracht, so zum Beispiel die störenden
Wort-Ceilungen,zumalohne Teilungszeichen
in der sonst, bis auf die unleserlichen II und D,
gefälligen Widmungs-Schrift von Olbrich. Bier
wäre wohl eine breitere Anlage der Schrift in
Blockform zu empfehlen gewesen, denn es stört
doch Ichliefjlich, wenn dem Schrift-Bild zu hiebe
der Zusammenhang der Worte zu off grausam
zerrissen wird. Die fypographifch brauchbarste
Druck-Schrift hat unseres Erachfens enffchieden
Otto Eckmann beigesteuert. Allein es ist recht
belehrend, zu verfolgen, was für Unterfchiede
zwifchen der „Eckmann" wie sie in den früheren
Inserat-Entwürfen für die Firmen Engelhard und
der Smyrna-Ceppich-Fabrik, Ja noch in harifch's
Publikation ericheint, und der „Eckmann" wie sie
sich nunmehr in der Ausführung der Rudhard-
Ichen Giefjerei darstellt, bestehen. Bei dieser
erkennt man sofort die teilweise ITIitwirkung des
F a ch m a n n e s, der ohne Zweifel noch mancherlei
Ratfchläge aus dem Schafte seiner Erfahrungen
erteilt haben mag, bis wir endlich eine so reife
und allseifig durchgearbeitete, praktilche Schrift
vor uns sahen, nur der untere Ceil des an ein
See-Pferdchen erinnernden S will uns etwas zu
Ichwach ericheinen. Sonst kann es nur mit un-
geteilter Anerkennung begrüfjf werden, dafj die
Rudhard'Iche Giefjerei in Offenbach, die
ja mit in erster Reihe der deutlchen Anstalten
steht, welche die modern-künstlerilche Richtung
pflegen, sich enflchlossen hat, die „Eckmann" in
tadelloser Ausführung in die Praxis einzuführen.
Wir sind gleichzeitig in der hage, diese Schrift
zum erstenmal in ihrer Anwendung vorführen zu
können, indem diese Zeilen daraus abgesetzt
wurden, sowie außerdem noch ein weiteres Sah-
Arrangement in den größeren Graden zu zeigen.
Es wird wohl den Fachleuten nicht entgehen, dafj
es sich auch bei dieser Eckmann - Rudhard'Ichen
Schrift um einen sogen. „ Bastard -Charakter"
handelt, ähnlich wie auch bei der Schiller'Ichen
Schrift, nur dafj die erstere mehr zur Antiqua, die
letjfere mehr zur Fraktur hinüberneigt. Es hat
den Anlchein, als entspreche dieser Charakter am
meisten dem modernen Gelchmack und auch den
neuzeitlichen Bedürfnissen. Auf Grund desfelben
ist es Eckmann gelungen, eine durchaus klare
und vor allem leserliche Schrift zu konstruieren,
die, wenn sie auch auf den ersten Anblick wie
alles Reue noch etwas fremdartig berührt, wohl
alle Eigenlchaften besifjt, sich zunächst im Kunst-
druck und bei feineren Accidenz-Arbeiten
Ichnell einzuführen. Das war kein leichtes
Problem und man kann den Künstler sowie
die Gieherei nur beglückwünlchen, dafo es ihnen
gelungen ist, diese höchst zeitgemäße Aufgabe
in so fchöner Weise zu bewältigen, tos-as^as-ia
Auf Zeile 12, 1. Spalte von unten, ist zu lesen: »bis auf das unleserliche N und P« statt »D«.
s^a So reiche Anerkennung wir dem Porgehen
harifch's an sich zollen, so wollen wir anderer-
seits doch nicht verlchweigen, dah wir gegen die
ülehrzahl der Beiträge zu neuzeitlichen Schriften
mancherlei Bedenken aufzuwerfen haben. Wohl
die wenigsten der beteiligten Künstler haben
daran gedacht,eine klare und sofort lesbare
Schrift zu liefern; nur allzuviele waren mit der
„ornamental-dekorativen Wirkung" zufrieden,
und selbst über diese ging man noch hinaus, wie
etwa in den „ßufeisen • Formen" Filchl's — im
wahren Sinn des Wortes ßieroglyphen, die kein
ITlenfch enträtseln kann, fluch die Schriften von
moser und ITlelichar sind kaum zu entziffern.
Sie mögen wohl für eine 3nlchriff-üafel köstliche
Wirkungen versprechen, für den Druck sind sie
unmöglich. Von ITlucha, dem sonst so sehr Ge-
priesenen, sehen wir Zeichen, die unverkennbare
Heimlichkeit mit „Zier-Kämmen" aufweisen, die
m und n, in Schildpaff oder Silber ausgeführt,
könnte jede Pariser ülondaine sofort mit Stolz
im ßaare tragen. Diese Zeichen mögen allenfalls
noch als „Plakat-Schrift" gute Wirkung thun, der
Drucker aber wird sie unbedingt ablehnen. 3n
dieser ßinsichf gehören auch die Roller'fchen
Schriften zu den Unmöglichkeiten, vornehmlich
die I. und IV. (innerer Ceil mit den abenteuer-
lichen Signaturen). Kleine Abweichungen von der
typographifchen Regel kommen dagegen kaum
noch in Betracht, so zum Beispiel die störenden
Wort-Ceilungen,zumalohne Teilungszeichen
in der sonst, bis auf die unleserlichen II und D,
gefälligen Widmungs-Schrift von Olbrich. Bier
wäre wohl eine breitere Anlage der Schrift in
Blockform zu empfehlen gewesen, denn es stört
doch Ichliefjlich, wenn dem Schrift-Bild zu hiebe
der Zusammenhang der Worte zu off grausam
zerrissen wird. Die fypographifch brauchbarste
Druck-Schrift hat unseres Erachfens enffchieden
Otto Eckmann beigesteuert. Allein es ist recht
belehrend, zu verfolgen, was für Unterfchiede
zwifchen der „Eckmann" wie sie in den früheren
Inserat-Entwürfen für die Firmen Engelhard und
der Smyrna-Ceppich-Fabrik, Ja noch in harifch's
Publikation ericheint, und der „Eckmann" wie sie
sich nunmehr in der Ausführung der Rudhard-
Ichen Giefjerei darstellt, bestehen. Bei dieser
erkennt man sofort die teilweise ITIitwirkung des
F a ch m a n n e s, der ohne Zweifel noch mancherlei
Ratfchläge aus dem Schafte seiner Erfahrungen
erteilt haben mag, bis wir endlich eine so reife
und allseifig durchgearbeitete, praktilche Schrift
vor uns sahen, nur der untere Ceil des an ein
See-Pferdchen erinnernden S will uns etwas zu
Ichwach ericheinen. Sonst kann es nur mit un-
geteilter Anerkennung begrüfjf werden, dafj die
Rudhard'Iche Giefjerei in Offenbach, die
ja mit in erster Reihe der deutlchen Anstalten
steht, welche die modern-künstlerilche Richtung
pflegen, sich enflchlossen hat, die „Eckmann" in
tadelloser Ausführung in die Praxis einzuführen.
Wir sind gleichzeitig in der hage, diese Schrift
zum erstenmal in ihrer Anwendung vorführen zu
können, indem diese Zeilen daraus abgesetzt
wurden, sowie außerdem noch ein weiteres Sah-
Arrangement in den größeren Graden zu zeigen.
Es wird wohl den Fachleuten nicht entgehen, dafj
es sich auch bei dieser Eckmann - Rudhard'Ichen
Schrift um einen sogen. „ Bastard -Charakter"
handelt, ähnlich wie auch bei der Schiller'Ichen
Schrift, nur dafj die erstere mehr zur Antiqua, die
letjfere mehr zur Fraktur hinüberneigt. Es hat
den Anlchein, als entspreche dieser Charakter am
meisten dem modernen Gelchmack und auch den
neuzeitlichen Bedürfnissen. Auf Grund desfelben
ist es Eckmann gelungen, eine durchaus klare
und vor allem leserliche Schrift zu konstruieren,
die, wenn sie auch auf den ersten Anblick wie
alles Reue noch etwas fremdartig berührt, wohl
alle Eigenlchaften besifjt, sich zunächst im Kunst-
druck und bei feineren Accidenz-Arbeiten
Ichnell einzuführen. Das war kein leichtes
Problem und man kann den Künstler sowie
die Gieherei nur beglückwünlchen, dafo es ihnen
gelungen ist, diese höchst zeitgemäße Aufgabe
in so fchöner Weise zu bewältigen, tos-as^as-ia
Auf Zeile 12, 1. Spalte von unten, ist zu lesen: »bis auf das unleserliche N und P« statt »D«.