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Moderne Kunst-Stickerei-A rbeiten.
otto u. hanna ubuelohde—münchen. Gestickter Läufer.
um so weniger Veranlassung vor, als
eine in denselben enthaltene Schluss-
Wendung die Absicht, zwei der an der
Ausstellung ganz hervorragend be-
theiligte Künstler persönlich anzu-
greifen, ganz offenkundig machte.
Allerdings sind wir der Ansicht,
dass die modernen Reform - Bestre-
bungen auf dem Gebiete der Stickerei
unbedingt auch auf das der Damen-
Toilette übertragen werden müssen.
Wir hätten schon vor mehr als Jahres-
frist Gelegenheit gehabt, ein Kostüm
zu veröffentlichen, das einer unserer
talentvollsten jungen Dekorations-
Künstler entworfen hatte. Allein da-
mals schien denn doch die moderne
Formengebung noch weit entfernt von
jener Delikatesse und Elegance, die
überall eher fehlen kann, als gerade
bei Damen-Kostümen. Es war daher
mit lebhafter Anerkennung zu be-
grüssen, dass der verdienstvolle Leiter
des Kaiser Wilhelm-Museums zu Kre-
feld kürzlich eine »Spezial-Ausstellung
moderner Damen-Kostüme« veranstal-
tete. Nach dem zu urtheilen, was da von
6 Künstlern zu sehen war, und in ein-
zelnen Zeitschriften publizirt wurde,
muss man aber bekennen, dass die
Künstler noch mehr wie ein Problem
zu überwinden haben, ehe sie ein nach
allen Seiten vollentsprechendes Damen-
Kostüm im neuzeitlichen Geschmack zu
Stande bringen werden. Van de Velde
hatte allerdings theilweise vortreffliches
geleistet, aber auch von ihm sah man
eine Korsage, die mehr einem Coaks-
Ofen, wie sie bei Bauten verwandt
werden, glich, als einer stilistischen Ver-
hüllung der weiblichen Brust. Das Erste,
was man von einem Kostüm verlangen
darf, ist doch wohl, dass es von einer
Dame auch getragen werden kann, ohne
dass diese sich zur »Karrikatur« ver-
unstaltet fühlt. Ebensowenig konnte
uns das Kleid von Marg. v. Brauchitsch
gefallen, das zu sehr an »Japan« er-
innerte. Berlin, Darmstadt, Dresden,
Karlsruhe, Wien etc. fehlten überhaupt!
Moderne Kunst-Stickerei-A rbeiten.
otto u. hanna ubuelohde—münchen. Gestickter Läufer.
um so weniger Veranlassung vor, als
eine in denselben enthaltene Schluss-
Wendung die Absicht, zwei der an der
Ausstellung ganz hervorragend be-
theiligte Künstler persönlich anzu-
greifen, ganz offenkundig machte.
Allerdings sind wir der Ansicht,
dass die modernen Reform - Bestre-
bungen auf dem Gebiete der Stickerei
unbedingt auch auf das der Damen-
Toilette übertragen werden müssen.
Wir hätten schon vor mehr als Jahres-
frist Gelegenheit gehabt, ein Kostüm
zu veröffentlichen, das einer unserer
talentvollsten jungen Dekorations-
Künstler entworfen hatte. Allein da-
mals schien denn doch die moderne
Formengebung noch weit entfernt von
jener Delikatesse und Elegance, die
überall eher fehlen kann, als gerade
bei Damen-Kostümen. Es war daher
mit lebhafter Anerkennung zu be-
grüssen, dass der verdienstvolle Leiter
des Kaiser Wilhelm-Museums zu Kre-
feld kürzlich eine »Spezial-Ausstellung
moderner Damen-Kostüme« veranstal-
tete. Nach dem zu urtheilen, was da von
6 Künstlern zu sehen war, und in ein-
zelnen Zeitschriften publizirt wurde,
muss man aber bekennen, dass die
Künstler noch mehr wie ein Problem
zu überwinden haben, ehe sie ein nach
allen Seiten vollentsprechendes Damen-
Kostüm im neuzeitlichen Geschmack zu
Stande bringen werden. Van de Velde
hatte allerdings theilweise vortreffliches
geleistet, aber auch von ihm sah man
eine Korsage, die mehr einem Coaks-
Ofen, wie sie bei Bauten verwandt
werden, glich, als einer stilistischen Ver-
hüllung der weiblichen Brust. Das Erste,
was man von einem Kostüm verlangen
darf, ist doch wohl, dass es von einer
Dame auch getragen werden kann, ohne
dass diese sich zur »Karrikatur« ver-
unstaltet fühlt. Ebensowenig konnte
uns das Kleid von Marg. v. Brauchitsch
gefallen, das zu sehr an »Japan« er-
innerte. Berlin, Darmstadt, Dresden,
Karlsruhe, Wien etc. fehlten überhaupt!