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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Schliepmann, Hans: Von der Dresdener Bau-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0128

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io6

Hans Schliepmann: Von der Dresdener Bau-Ausstellung.

g. minne und k. mkunier.

Statuetten in Bronze und Stein.

Arrangement aus »Maison Moderne« — Paris.

Innengestaltung und dem äusseren Aufbau,
das Wesen des Baues als Organismus durch
möglichst viele Beispiele klargelegt werden.
Ohne eine reichliche Hinzuziehung des Kunst-
gewerbes, namentlich der Innendekoration,
könnte ferner wieder das Wesentlichste, das
Grundlegende der Architektur, der Innen-
raum, dem Laien nicht zu unmittelbarer An-
schauung, zu künstlerischem Umdruck
kommen. Eine wahrhaft volkserziehende
Bau-Ausstellung könnte ich mir daher nur
etwa so denken, wie sie für Darmstadt mit
der Beschränkung auf die neuesten sti-
listischen Versuche für das nächste Jahr ge-
plant ist: die Vorführung vollständiger
Musterbauten; ja, ich möchte wünschen, dass
einmal immer nebeneinander aufgebaut
würden: eine moderne »gute Stube« eines
reichen Bauern und die Diele eines alten
niederdeutschen Bauernhauses; ein land-
läufiges Hotelzimmer und ein künstlerisch
durchdachter einfacher Wohnraum, ein
Protzensalon aus Berlin W, fertig vom Tape-
zierer bezogen, und eines Künstlers Empfangs-
raum usw. So erst, durch den Gegensatz,
würden dem Volke die Augen aufgehen, so

erst, durch das Anfangen beim Einfachsten,
würde es zum Höheren und Besseren mit
emporgehoben werden können.*)

Wenn die Dresdener Ausstellung nach
dieser Richtung hin nur wenig Wünschen
Rechnung trägt, wenn sie namentlich in den
Abtheilungen für Technik und Bau-Industrie
kaum den geringsten Versuch einer Aus-
stellung nach künstlerischen Gesichtspunkten
zeigt, so ist dies nur ein Zeichen einerseits
dafür, wie das Kaufmännische hier, wie bei
allen künstlerischen Fragen heut, das Ideale
durchseucht und übertrumpft, andererseits
dafür, dass man von vornherein das Fach-
Interesse für das Stärkere hielt und an die
breiteren Schichten oder gar deren Erziehung
zur Kunst erst in zweiter Linie dachte. Bei
den geringen Aussichten auf tieferdringende
Beeinflussung eines künstlerisch heutzutage
so gut wie völlig ungebildeten und zu keiner

*) Man vergleiche hierzu die Ausführungen des
Herausgebers im Oktober-Heft von »D. K. u. D.«. Es
dürfte nicht unwesentlich sein, hervorzuheben, dass unsere
Ausführungen etwa gleichzeitig ohne jede gegenseitige Be-
einflussung entstanden sind; ein Zeichen dafür, wie sehr
diese Dinge in der Luft liegen. Der Verfasser.
 
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