Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (7.1900)

Eigenart und besonderen
Befähigung auswerfen sollte, um
die Saat »echte Kunst im Handwerk«
aufgehen zu lassen. — An Künstlern, selbst
Bahnbrechern hat es Württemberg nie gefehlt, wir
erinnern nur an Schmid in Wien, an Rieth, Wiede-
mann, Zügel, Dill, Schönleber. Für sie alle war das
Schwabenland zu klein, unsere Hoffnung aber geht dahin,
dass künftig die massgebenden Kreise unseres Landes in
emsiger Unterstützung der neuen Bewegung solchen Männern
den Platz bereiten mögen, von dem aus sie fördernd eingreifen
können in das gesammte Kunstschaffen des Landes. — Der
württembergische Kunstgewerbeverein, der seit 25 Jahren die
Entfaltung des Kunsthandwerks fördert, hat die neuzeitliche Be-
wegung von Anfang an sympathisch begrüsst und ihre Verbreitung
durch Vorträge und Ausstellungen gefördert und hat, um zu
zeigen was jetzt schon in Württemberg auf diesem Gebiete
geleistet wird, die Anregung zu dem vorliegenden Hefte gegeben,
aber er ist überzeugt, dass ein neuer Aufschwung erst dann zur
Thatsache werden wird, wenn alle Kräfte, welchen es Ernst
ist um die Förderung des heimathlichen Kunstschaffens, fest
und einig zusammenstehen, wenn die Künstler Fühlung
suchen mit den bestehenden so zahlreichen Werkstätten und
sie daran gewöhnen, nur nach wirklich künstlerischen Ent-
würfen zu arbeiten, wenn der Staat und das Herrscherhaus,
das lebhaftes Interesse an der neuen Bewegung nimmt,
richtige Berather finden, um die verschiedenen auf
Reformen abzielenden Bestrebungen zu vereinen und
so ein neues Glied zu schmieden in der Kette
deutscher Kunststätten, die das Reich
überspannen soll als sein schönster
Schmuck. uOuO P. B. jun.