Betrachtungen über Kunst und Dekoration.
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grasegger—münchen. Silberner Hand-Spiegel.
schrieben, man könnte ebensogut eine Kunst-
Geschichte der Entwickelung schreiben. Die
künstlerischen Gesetze, die man hierbei ent-
decken würde, könnten höchstwahrscheinlich
sehr verwandt sein den alles künstlerisch-
ornamentalen Schaffens. Wenn van de Velde
fernerhin nichts von der Tradition wissen
will, so hat er hiermit vollständig Recht, nur
wird und darf der Künstler die Tradition
des Blutes nie verleugnen, derzufolge das
Grundwesen nationalen Empfindens sich trotz
innerer Axen-Verschiebungen nothwendig
gleichen wird. Was die mangelnde Berück-
sichtigung des Persönlichen anbetrifft, so ist
diese bei van de Velde zu sehr in die Augen
springend —: ein Cigarren-Laden, ein Herren-
1901. iii. 5.
Arbeitszimmer, ein Damen-Schlafzimmer sind
vom gleichen Geist getragen. Was Flächen-
Dekoration und kleinere Gebrauchs-Objekte
anbelangt, so kann, wenn auch nicht ganz
so nothwendig, das Gleiche gegen ihn ein-
gewendet werden, während aber auf diesen
Gebieten nichts mehr vom Uebel ist denn
die Richtung der Franzosen. Alles »Bild-
mässige« ist aus den Flach-Ornamenten streng
zu bannen, das Teppichartige hingegen zu
bevorzugen, da ersteres als Tapete die Ruhe
und Einheit des Raumes stört, wie eine Vase,
in die man eine Blume stecken will, unange-
nehm wirkt, so uns ein Medusenhaupt von
ihr entgegengrinst, oder auf ihrem Rande
Faune und Nymphen sich gatten. Die rein
ornamentale Abstraktion ist hier das oberste
grasegger—münchen. Silberner Hand-Spiegel.
Ausgef. von p. bruckmann s- söhne—heu.bronn.
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grasegger—münchen. Silberner Hand-Spiegel.
schrieben, man könnte ebensogut eine Kunst-
Geschichte der Entwickelung schreiben. Die
künstlerischen Gesetze, die man hierbei ent-
decken würde, könnten höchstwahrscheinlich
sehr verwandt sein den alles künstlerisch-
ornamentalen Schaffens. Wenn van de Velde
fernerhin nichts von der Tradition wissen
will, so hat er hiermit vollständig Recht, nur
wird und darf der Künstler die Tradition
des Blutes nie verleugnen, derzufolge das
Grundwesen nationalen Empfindens sich trotz
innerer Axen-Verschiebungen nothwendig
gleichen wird. Was die mangelnde Berück-
sichtigung des Persönlichen anbetrifft, so ist
diese bei van de Velde zu sehr in die Augen
springend —: ein Cigarren-Laden, ein Herren-
1901. iii. 5.
Arbeitszimmer, ein Damen-Schlafzimmer sind
vom gleichen Geist getragen. Was Flächen-
Dekoration und kleinere Gebrauchs-Objekte
anbelangt, so kann, wenn auch nicht ganz
so nothwendig, das Gleiche gegen ihn ein-
gewendet werden, während aber auf diesen
Gebieten nichts mehr vom Uebel ist denn
die Richtung der Franzosen. Alles »Bild-
mässige« ist aus den Flach-Ornamenten streng
zu bannen, das Teppichartige hingegen zu
bevorzugen, da ersteres als Tapete die Ruhe
und Einheit des Raumes stört, wie eine Vase,
in die man eine Blume stecken will, unange-
nehm wirkt, so uns ein Medusenhaupt von
ihr entgegengrinst, oder auf ihrem Rande
Faune und Nymphen sich gatten. Die rein
ornamentale Abstraktion ist hier das oberste
grasegger—münchen. Silberner Hand-Spiegel.
Ausgef. von p. bruckmann s- söhne—heu.bronn.