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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Klein, Rudolf: Betrachtungen über Kunst und Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0175

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Betrachtungen über Kunst und Dekoration.

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p. bruckmann & söhne.

Silberne Salat-Schüssel.

des Lebens sich zur vollendetsten
Form krystallisirt, während alle
höheren Organismen, gleich der
hohen Kunst, andere Beding-
ungen zu erfüllen hatten, um ihr
ganzes Wesen in reine Form
aufgehen zu lassen. Zudem gibt
es heute unter der sogenannten
hohen Kunst ebenfalls Künstler,
die vollends ins Reich der deko-
rativen Kunst gehören, indem
ihr minimaler Seelengehalt sich
vollends in Form aufgelöst hat.
Ein nach obigen Forderungen
ausgestattetes Heim würde zu-
dem in der That (wie man oft
befürchtend ausgesprochen) eine
Einschränkung der »Betriebs-

Thätigkeit« der hohen Kunst bedeuten, doch nicht zu deren Schaden, wie ja in jenen
Zeiten (man denke an die Gothik), mit denen die unsere psychologisch verwandt, die hohe

Kunst ebenfalls in weit geringerem Maasse ge-
pflegt wurde, eben nur zur Kultus-Verehrung,
während die weitaus grössere Künstlerschaar im
Dienste der Kleinkünste stand, welcher Umstand
auch heute z. B. zur Hebung des Geschmacks
nur von Vortheil sein könnte. Man hört heute
des öfteren über den Niedergang der Kunst
klagen, mit Unrecht, wie mir scheint, indem nur
die ausserordentliche Massen-Produktion der Durch-
schnittskräfte, die früher ihren Abfluss in den
Kleinkünsten fand, die zu allen Zeiten wenig zahl-
reichen Genien der hohen Kunst doppelt einsam
erscheinen lässt. Das 19. Jahrhundert hatte genau
genommen keine eigene Kunst, (sein Naturalismus
ist der, nur um das Licht-Problem erweiterte des
Holland des 17. Jahrhundert) und man könnte sagen, es hatte keine eigene Kunst, weil es
keine eigene Architektur hatte. Die Engländer wiederbelebten den Naturalismus des
17. Jahrhunderts, diese gingen bald auf
das Mittelalter zurück (sich so leider
den Entwickelungsfaden abschneidend),
da sie einsahen, dass ein platter Na-
turalismus keine Kunst, die, als Kultur-
Ausdruck, mit Architektur und Klein-
kunst Hand in Hand zu gehen ver-
möge, die Franzosen pflegten den Na-
turalismus als geistreiche Spielerei für
Amateure bis zur völligen Auflösung
und materialistischen Mystik, von eige-
ner Architektur konnte damit noch
weniger bei ihnen die Rede sein, wie p. bruckmann & söhne. Silberne Kompot-Schaie.

p. bruckmann. Silbernes Kästchen.

Ausgef. von p. bruckmann & s.—heilbronn.
 
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