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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Hans Thoma über die Kunst-Kritik
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Preis-Ausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0180

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1,52

Hans Thoma über die Kunst-Kritik.

dankbar sein, dass sie die Vogelfreiheit, in der der
Künstler in seinem Berufsleben schwebt, bedenkt
und durch das Gefühl für Anstand, dass man Nie-
manden in seinem persönlichen und Berufsleben
schädigen soll, auszugleichen sucht.

Ich bin gewiss der Letzte, der das Recht der
freien Kritik in Abrede stellen würde, aber ich
bestreite das Recht der leichtsinnigen Kritik, die
ohne Kenntniss der Vielfachheit des Zusammen-
hanges, aus dem eine Kunst-Entwickelung statt-
findet, darauf losurtheilt und verdienstvollen Künst-
lern den Garaus machen will, wenn es ihr scheint,
dass eine andere Strömung irgendwo herweht, um
zu zeigen, dass man auf der Höhe steht.

Von jeher habe ich in Kunstdingen den Grund-
satz »Leben und leben lassen« gerne betont. Viel-
leicht aus dem Grunde, weil man mich selber gar
so lange nicht leben lassen wollte, aber ich halte
ihn aufrecht; ich weiss zwar, dass dies gegen gar
Vieler Sinne geht, — sie erklären »leben und leben
lassen« für den Grundsatz der »Allzuvielen«, der
Uebermensch regt sich in ihnen, das »Umwerthen«
ist ihre Parole. Vielleicht ist auch dies gut — auch
hier abwarten und leben lassen, — aber ein paar-
mal schon habe ich es gesehen, dass dabei nur ein
wüthend gewordener Philister herauskam.« Wir
können diesen, auf Grund reicher und nicht selten
bitterer Erfahrungen aufgestellten Gesichtspunkten
nur vollauf beipflichten. Auch nach unserer An-
sicht schafft die Kunst-Kritik mehr, wenn sie gesunden
Bestrebungen und tüchtigen Talenten aufmunternd
und anerkennend zur Seite steht, als wenn sie nur
Geringschätzung und Nörgelei für alles Neue und
vielleicht noch nicht ganz Abgeklärte übrig hat.
Wir wollen daher hoffen, dass Thoma's Worte
namentlich bei der Kritik der Tages-Presse auf
fruchtbaren Boden fallen und Wurzel schlagen! —

P

A. AMBERG—HEILBRONN. Säb. Schirm-Griff.

Ausgef. von P. BRUCKMANN & S. — HEILBRONN.

REIS-AUSSCHREIBEN. Wilh. Woellmer's
Schriftgiesserei in Berlin erlässt zum i. Feb-
ruar igoi zwei Preis-Ausschreiben zur Erlangung
von Original-Entwürfen zu Buchdruck- Schriften
und zwar: i) zu einer modernen Reklame- und
Inserat-Schrift, 2) zu einer modernen Zirkular-
Sclirift. An Preisen sind 2700 Mk. ausgesetzt. Näheres ist aus dem Inseraten-Theilc
vorliegenden Heftes zu entnehmen. Wir zweifeln nicht, dass dieser Wettbewerb bei den
Künstlern ausserordentliches Interesse finden wird, denn auf dem Gebiete der neuzeitlichen
Gestaltung der Druck-Schrift ist noch manches wichtige Problem zu lösen. Wir wollen
bei dieser Gelegenheit nochmals darauf hinweisen, dass wir den Industriellen aller kunst-
gewerblichen Zweige bei der Ausschreibung von Wettbewerben stets gerne zu Diensten sind.
 
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