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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Bredt, Ernst Wilhelm: Drei Jahre neuer deutscher Kunst und Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0220

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192

Dr. E. W. Bredt—München:

porzellan-manufaktur sevres. »Efheu und Mimosa«.

Vasen in neuem Hart-Porzellan (pätes d'application). Pariser "Welt-Ausstellung 1900.

Pützer's Vervvaltungs - Gebäude (II. Jahrg.,
p. 285) zeigen ganz deutlich, was diese Rich-
tung Neues schafft. Ferner weiss Fritz
Schumacher die Ideale unserer Zeit, das
Grosse, Einfache, Ernste in aller Kunst klar
in seinen Entwürfen zu verkörpern, (cf.
III. Jahrg. S. 240—245.) Die zu lang
stiefmütterlich behandelte Plastik zeigt sich
dabei als solchen Aufgaben allerdings noch
längst nicht gewachsen. Wenn Schumacher
aber so grossartige und neue Aufgaben sich
und seiner Zeit stellen kann, ohne auch nur
in das Gesuchte, uns unmöglich Erscheinende
zu verfallen, so lässt das und die ganze
Fülle neuer Regsamkeit, neuen Forschens
und Schaffens, grade auf dem Gebiete der
Baukunst, uns zu dem Resultat kommen,
dass wir am Beginne einer wirklich neuen
künstlerischen Epoche stehen, dass sie bereits
angebrochen ist. Nur hüte man sich, zu
sagen, dass die neuen Techniken und Roh-
materialien neue Formen erforderten, —
nein, sie ermöglichen uns, sie bringen uns
so gewaltige neue Formen und Ausdrücks-

mittel, dass diese wohl später einmal als
der künstlerische Niederschlag — als die
Krystallisation all unser gewaltigen, epoche-
machenden Entdeckungen und Erfindungen
auf naturwissenschaftlichem und technischem
Gebiete werden betrachtet werden.

Wo wir hinschauen, überall heute die-
selbe Erscheinung, immer präziser, grösser
wird der künstlerische Ausdruck all des
Vielen, was uns heute bewegt. Dem Orna-
ment wird eine immer bescheidenere Rolle
eingeräumt. Es wird decenter im eigentlichen
Sinne des Wortes. Der »Jugend-Stil« ist
veraltet — aber unsere künstlerische Jugend,
zu der sich viele »Alte« gesellt, — ist in
drei Jahren zum kräftigen Mann geworden.

Vielleicht hat aber nichts so unser
Urtheil über die Tendenz, über die Ideale
der neuen Richtung getrübt, wie die an-
fänglich so stark hervortretende neue Linie.
Allerdings wird auch diese sich wohl weiter
entwickeln. Aber man darf nicht vergessen,
dass das Ornament immer eine mehr oder
weniger gesonderte Stellung, eigene Rieh-
 
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