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Georg Fuchs—Darmstadt:
julius süssenbach—berlin. Piano des Damen-Zimmers auf der Welt-Ausstellung. Vgl. S. 212.
Ausführung: w. rjtmüller & sohn—Göttingen. — Intarsien von robert macco —heidelberg.
papierenen Wolken |humpelt? Statt des
läppischen, unechten Flitters echte Kunst,
statt der abscheulichen Ballette ausdrucksvolle
Tänze Einzelner, vielleicht inmitten eines ge-
schmückten Chores Singender, statt der
barbarischen, athemraubenden »Dramatik«
und statt der spiessbürgerlichen und backfisch-
haften »Spannung« getragene Feierlichkeit,
statt schnöder Witze und derber Spässe ein
frohes, zierliches Spiel und allerwege eine
strenge, tief beseelte, königliche Kunst.
Nein, es war ein Irrthum, als wir vor-
schlugen, die grosse, festliche Bühne durch
eine Verbesserung des bestehenden Theaters
zu gewinnen, wie dies noch in meinem Auf-
satze »Die Schaubühne, ein Fest des Lebens«
geschah, den die »Wiener Rundschau« unterm
1. September 1899 veröffentlichte. Das
Theater wird sich selbst überlassen bleiben
müssen und vielleicht, nachdem es eine
Zeitlang den lächerlichen Schnörkeleien des
»Jugend-Stiles« und den Farben - Räuschen
des »Sezessionismus« zum Tummel-Platze
gedient, aus seiner Bestimmung heraus in
seine besondere stilistische Entwickelung ein-
lenken; seine Bestimmung ist aber ohne
allen Zweifel nicht die eines grossen, feier-
lichen Kultes, sondern vielmehr die all-
abendliche Unterhaltung und Ergötzung:
die fesselnde Grazie der Komödie.
Daneben soll das Haus der Tragödie,
der Kunst der Seele und des Kultes der
Schönheit erstehen, wie es von Peter Behrens
in seiner Schrift geschildert, wie es in dem
erwähnten Aufsatze der »Wiener Rund-
schau« als ein Traum des Dichters sich
bereits in monumentalen Umrissen zu er-
kennen gab. Dort hiess es u. a.: Wir wollen
uns zu einem Rausche der Dankbarkeit für
das Leben entflammen und wollen darum
ein Zeugniss, dass das Leben sich auch heute
noch täglich vollende. Wenn das Volk nur
Schöpfungen aus der Vorzeit sieht, so be-
mächtigt sich seiner am Ende eine Nieder-
Georg Fuchs—Darmstadt:
julius süssenbach—berlin. Piano des Damen-Zimmers auf der Welt-Ausstellung. Vgl. S. 212.
Ausführung: w. rjtmüller & sohn—Göttingen. — Intarsien von robert macco —heidelberg.
papierenen Wolken |humpelt? Statt des
läppischen, unechten Flitters echte Kunst,
statt der abscheulichen Ballette ausdrucksvolle
Tänze Einzelner, vielleicht inmitten eines ge-
schmückten Chores Singender, statt der
barbarischen, athemraubenden »Dramatik«
und statt der spiessbürgerlichen und backfisch-
haften »Spannung« getragene Feierlichkeit,
statt schnöder Witze und derber Spässe ein
frohes, zierliches Spiel und allerwege eine
strenge, tief beseelte, königliche Kunst.
Nein, es war ein Irrthum, als wir vor-
schlugen, die grosse, festliche Bühne durch
eine Verbesserung des bestehenden Theaters
zu gewinnen, wie dies noch in meinem Auf-
satze »Die Schaubühne, ein Fest des Lebens«
geschah, den die »Wiener Rundschau« unterm
1. September 1899 veröffentlichte. Das
Theater wird sich selbst überlassen bleiben
müssen und vielleicht, nachdem es eine
Zeitlang den lächerlichen Schnörkeleien des
»Jugend-Stiles« und den Farben - Räuschen
des »Sezessionismus« zum Tummel-Platze
gedient, aus seiner Bestimmung heraus in
seine besondere stilistische Entwickelung ein-
lenken; seine Bestimmung ist aber ohne
allen Zweifel nicht die eines grossen, feier-
lichen Kultes, sondern vielmehr die all-
abendliche Unterhaltung und Ergötzung:
die fesselnde Grazie der Komödie.
Daneben soll das Haus der Tragödie,
der Kunst der Seele und des Kultes der
Schönheit erstehen, wie es von Peter Behrens
in seiner Schrift geschildert, wie es in dem
erwähnten Aufsatze der »Wiener Rund-
schau« als ein Traum des Dichters sich
bereits in monumentalen Umrissen zu er-
kennen gab. Dort hiess es u. a.: Wir wollen
uns zu einem Rausche der Dankbarkeit für
das Leben entflammen und wollen darum
ein Zeugniss, dass das Leben sich auch heute
noch täglich vollende. Wenn das Volk nur
Schöpfungen aus der Vorzeit sieht, so be-
mächtigt sich seiner am Ende eine Nieder-