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Fr. W. Rauschenberg:
PROF. M. LAUGER-KARLSRUHE.
Moderne Majoliken. Ausgeführt in Rändern. (Paris igoo.J
über sie sich hat erheben können' Allein
man wird die Bahnbrecher stets würdigen.
Von diesen Gesichtspunkten angesehen,
gehört, glaube ich, Max Läuger nicht zu
den »Schlimmen«: Er hält auch einer ernst-
haften und weiterblickenden Würdigung Stich
und verspricht bei seinem Fortschreiten nicht
mehr als er halten kann. Ein geborener
Maler hat er mit tiefer Kunst-Empfindung und
frischer Farbenfröhlichkeit den Töpfer-Haus-
rath ins Gebiet der hohen Kunst zu tragen,
und ihm dadurch neue Seiten abzuringen
vermocht. Seine neueste Anerkennung in
Paris ist nicht unverdient, zumal er nicht
der Mann ist, auf solchen Lorbeeren auszu-
ruhen. Auf dem keramischen Gebiet ist er
uns kein Neuer mehr. Unterstützt von dem
technisch vortrefflichen Karl Meier ■ stellt er
heute in den Thonwerken zu Kandern eine
Waare her, die sich nach jeder Hinsicht
sehen lassen kann. Seine Krüge, Töpfe,
Schaalen, aus dem uralten glasirten Geschirr
seiner schwarzwälder Heimath entsprungen,
zeigen bei aller Ursprünglichkeit und Einfach-
heit der Formgebung in ihrer satten und
glänzenden Farbe stetigen Fortschritt auf
einer sicheren, gesunden und unverrückbaren
Linie. Ihr »Stil« ist die Formen-Sprache der
Farben und die ansprechenden Verzierungen,
die — stets der Natur abgelauscht — nie
im Naturalistischen stecken bleiben. Dies
beweisen die beigegebenen Abbildungen
seiner neuesten Erzeugnisse. Sie sind auf
der Töpferscheibe hergestellte, glasurfarbige
Handarbeiten bester Art, und erfreuen uns
bei jeder Betrachtung immer wieder durch
ihre herzerfrischende Einfachheit und kernige
Gesundheit, ohne jemals trotz ihres bäue-
rischen Ursprungs ins Gewöhnliche, Banale
und Langweilige zu fallen.
Von diesem festen keramischen Mittel-
punkt aus beginnt der Künstler seit kurzem
seine kunstgewerblichen Kreise weiter zu
schlagen. Zuerst stellte er eine Reihe von
künstlerischen, mit der Hand geformten
Wand-Fliesen dar, im Gegensatz zu jener
mechanisch-maschinellen Marktwaare, die bis
dahin überall Wände und Böden bedeckte
und in ihrer Gelecktheit jedes empfindende
Auge beleidigt. Ausser einfarbigen, be-
Fr. W. Rauschenberg:
PROF. M. LAUGER-KARLSRUHE.
Moderne Majoliken. Ausgeführt in Rändern. (Paris igoo.J
über sie sich hat erheben können' Allein
man wird die Bahnbrecher stets würdigen.
Von diesen Gesichtspunkten angesehen,
gehört, glaube ich, Max Läuger nicht zu
den »Schlimmen«: Er hält auch einer ernst-
haften und weiterblickenden Würdigung Stich
und verspricht bei seinem Fortschreiten nicht
mehr als er halten kann. Ein geborener
Maler hat er mit tiefer Kunst-Empfindung und
frischer Farbenfröhlichkeit den Töpfer-Haus-
rath ins Gebiet der hohen Kunst zu tragen,
und ihm dadurch neue Seiten abzuringen
vermocht. Seine neueste Anerkennung in
Paris ist nicht unverdient, zumal er nicht
der Mann ist, auf solchen Lorbeeren auszu-
ruhen. Auf dem keramischen Gebiet ist er
uns kein Neuer mehr. Unterstützt von dem
technisch vortrefflichen Karl Meier ■ stellt er
heute in den Thonwerken zu Kandern eine
Waare her, die sich nach jeder Hinsicht
sehen lassen kann. Seine Krüge, Töpfe,
Schaalen, aus dem uralten glasirten Geschirr
seiner schwarzwälder Heimath entsprungen,
zeigen bei aller Ursprünglichkeit und Einfach-
heit der Formgebung in ihrer satten und
glänzenden Farbe stetigen Fortschritt auf
einer sicheren, gesunden und unverrückbaren
Linie. Ihr »Stil« ist die Formen-Sprache der
Farben und die ansprechenden Verzierungen,
die — stets der Natur abgelauscht — nie
im Naturalistischen stecken bleiben. Dies
beweisen die beigegebenen Abbildungen
seiner neuesten Erzeugnisse. Sie sind auf
der Töpferscheibe hergestellte, glasurfarbige
Handarbeiten bester Art, und erfreuen uns
bei jeder Betrachtung immer wieder durch
ihre herzerfrischende Einfachheit und kernige
Gesundheit, ohne jemals trotz ihres bäue-
rischen Ursprungs ins Gewöhnliche, Banale
und Langweilige zu fallen.
Von diesem festen keramischen Mittel-
punkt aus beginnt der Künstler seit kurzem
seine kunstgewerblichen Kreise weiter zu
schlagen. Zuerst stellte er eine Reihe von
künstlerischen, mit der Hand geformten
Wand-Fliesen dar, im Gegensatz zu jener
mechanisch-maschinellen Marktwaare, die bis
dahin überall Wände und Böden bedeckte
und in ihrer Gelecktheit jedes empfindende
Auge beleidigt. Ausser einfarbigen, be-