h leswig-Holstein.
Gebieten haben die
Nachkommen der alten
I >itmarschen und friesischen
Bauern - Geschlechter Männer von
»kulturellem Schwergewicht« in die
Schranken zu stellen vermocht — politisch,
wissenschaftlich und künstlerisch. Was hier
jetzt fehlt, aber bei richtiger Anleitung
kommen kann, das ist der Sinn für die
Nothwendigkeit einer heimathlichen eigenen
Kunstweise, welcher allerdings bei den
jüngeren Künstlern bereits ins Bewusstsein
getreten ist. Denn ein Bedürfniss, die
heimathliche Landschaft zu entdecken, war
früher nicht vorhanden, wenn man von dem
bischen holsteinischen Buchenwald absieht,
an dem sich ehrliche, aber in ihrer Zeit be-
fangene Maler (wie Carl Ross) versuchten.
Erst seit etwa 1890 hat das Gefühl für
die Eigenart der landschaftlichen Schönheit
unserer Provinz nach bewusstem Ausdruck
gerungen. Hier nenne ich Hans Olde als
Pfadfinder und Ersten im Gefecht; ihn hat«
die frische scharfe Seebrise, die zu allen
Jahreszeiten über sein väterliches Gut See-
kamp bei Friedrichsort hinweht, über Korn
und Hecken, durchs erste Grün und durch
den letzten rothen Beerenstrauch im Spät-
herbst, über Felder von Roggen und Felder
von Reif und Schnee gegen alle »inter-
nationale Grossstadtluft« fest gemacht.
Neben Olde kommt als begabtester
niedersächsischer Maler Ludwig Dettmann
in Betracht, von dem unlängst im Kieler
Kunstschuppen (offizieller Titel: »Kunsthalle«)
eine Reihe tüchtiger Studien und Gemälde
ausgestellt waren. Man konnte daraus er-
kennen, was die Heimath für Dettmann
bedeutet: die starken
Wurzeln seiner Kraft,
Diese grauen, feuchten Dünen-
bilder mit den einsamen Fischer-
gräbern, von Sand und Salzstaub
umweht; Kirchen auf den Halligen, wo steif-
ernste Männer und Frauen ihre knochigen
Köpfe und narbigen Nacken im Angesichte
Gottes beugen (»Abendmahl«); fette Moor-
weiden mit Enten; ein »Schweine-Idyll«
und andere Motive, zum Theil vom Abend-
sonnengold umfluthet; das sind echte Zeugen
erdentsprossener Art. Minder erfreulich
waren, von zeichnerischen Mängeln abge-
sehen, seine italienischen Motive. Man em-
pfand dabei, dass alle Erdwurzeln und Luft-
wurzeln plötzlich losgerissen waren, mit denen
Dettmann an der Heimathscholle haftet, wie
das Epheu am holsteinischen Buchenstamm.
Unter dem jüngeren Nachwuchs wäre
noch dieser oder jener Name nennenswerth,
doch dürften vielleicht gegenwärtig schon
■die Begabten zahlreicher vorhanden sein als
man weiss, so dass ein Hervorheben Ein-
zelner noch nicht thunlich erscheint. Sie
sind überdies ziemlich weit in der Welt
verstreut, diese Holsteiner und Hamburger.
Momme Nissen lebt freilich in der Stadt,
die nach Liliencron »all to nah« an Ham-
burg liegt, wo Oscar Schwindrazheim eifrig
für eine Wiedererweckung und Belebung
der Volks- und Bauernkunst wirkt. Des-
gleichen die Kunst-Töpfer Hermann und
Richard Mutz, Vater und Sohn. Rohlfs,
ein ernster scheuer Naturträumer, lebt in
Weimar. Die Bildhauer Brütt und Kruse
schaffen in der Reichshauptstadt, wie auch
Eckmann und der aus Tondern gebürtige
Gebieten haben die
Nachkommen der alten
I >itmarschen und friesischen
Bauern - Geschlechter Männer von
»kulturellem Schwergewicht« in die
Schranken zu stellen vermocht — politisch,
wissenschaftlich und künstlerisch. Was hier
jetzt fehlt, aber bei richtiger Anleitung
kommen kann, das ist der Sinn für die
Nothwendigkeit einer heimathlichen eigenen
Kunstweise, welcher allerdings bei den
jüngeren Künstlern bereits ins Bewusstsein
getreten ist. Denn ein Bedürfniss, die
heimathliche Landschaft zu entdecken, war
früher nicht vorhanden, wenn man von dem
bischen holsteinischen Buchenwald absieht,
an dem sich ehrliche, aber in ihrer Zeit be-
fangene Maler (wie Carl Ross) versuchten.
Erst seit etwa 1890 hat das Gefühl für
die Eigenart der landschaftlichen Schönheit
unserer Provinz nach bewusstem Ausdruck
gerungen. Hier nenne ich Hans Olde als
Pfadfinder und Ersten im Gefecht; ihn hat«
die frische scharfe Seebrise, die zu allen
Jahreszeiten über sein väterliches Gut See-
kamp bei Friedrichsort hinweht, über Korn
und Hecken, durchs erste Grün und durch
den letzten rothen Beerenstrauch im Spät-
herbst, über Felder von Roggen und Felder
von Reif und Schnee gegen alle »inter-
nationale Grossstadtluft« fest gemacht.
Neben Olde kommt als begabtester
niedersächsischer Maler Ludwig Dettmann
in Betracht, von dem unlängst im Kieler
Kunstschuppen (offizieller Titel: »Kunsthalle«)
eine Reihe tüchtiger Studien und Gemälde
ausgestellt waren. Man konnte daraus er-
kennen, was die Heimath für Dettmann
bedeutet: die starken
Wurzeln seiner Kraft,
Diese grauen, feuchten Dünen-
bilder mit den einsamen Fischer-
gräbern, von Sand und Salzstaub
umweht; Kirchen auf den Halligen, wo steif-
ernste Männer und Frauen ihre knochigen
Köpfe und narbigen Nacken im Angesichte
Gottes beugen (»Abendmahl«); fette Moor-
weiden mit Enten; ein »Schweine-Idyll«
und andere Motive, zum Theil vom Abend-
sonnengold umfluthet; das sind echte Zeugen
erdentsprossener Art. Minder erfreulich
waren, von zeichnerischen Mängeln abge-
sehen, seine italienischen Motive. Man em-
pfand dabei, dass alle Erdwurzeln und Luft-
wurzeln plötzlich losgerissen waren, mit denen
Dettmann an der Heimathscholle haftet, wie
das Epheu am holsteinischen Buchenstamm.
Unter dem jüngeren Nachwuchs wäre
noch dieser oder jener Name nennenswerth,
doch dürften vielleicht gegenwärtig schon
■die Begabten zahlreicher vorhanden sein als
man weiss, so dass ein Hervorheben Ein-
zelner noch nicht thunlich erscheint. Sie
sind überdies ziemlich weit in der Welt
verstreut, diese Holsteiner und Hamburger.
Momme Nissen lebt freilich in der Stadt,
die nach Liliencron »all to nah« an Ham-
burg liegt, wo Oscar Schwindrazheim eifrig
für eine Wiedererweckung und Belebung
der Volks- und Bauernkunst wirkt. Des-
gleichen die Kunst-Töpfer Hermann und
Richard Mutz, Vater und Sohn. Rohlfs,
ein ernster scheuer Naturträumer, lebt in
Weimar. Die Bildhauer Brütt und Kruse
schaffen in der Reichshauptstadt, wie auch
Eckmann und der aus Tondern gebürtige