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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 7.1900

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Gensel, Walther: Die Porzellan-Manufaktur zu Sèvres
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https://doi.org/10.11588/diglit.6699#0206

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i78

Dr. Walther Gensei—Paris:

A. LEONARD—PARIS. Tänzerinnen aus dem Tafel-Aufsatze S. ijy.

Ausgeführt in Biskuit-Masse von der Porzellan-Manufaktur zu Sevres.

wurde dann 1893 durch ein Dekret vervoll-
ständigt, das das Verhältniss der Ausstellungs-
leitung zu den Künstlern und Arbeitern auf
eine ganz neue Grundlage stellte. Insbeson-
dere sollte die Manufaktur von nun ab, an-
statt ihre künstlerischen Arbeiten einigen
wenigen dauernd angestellten Künstlern an-
zuvertrauen , Fühlung mit der gesammten
Künstlerschaft zu gewinnen suchen. Seitdem
wurde in Sevres mit einem ganz neuen Eifer
gearbeitet, einem Eifer, der durch das Heran-
nahen der Welt-Ausstellung zu immer neuen
Anstrengungen angespornt wurde. Was in
diesen Jahren geleistet worden ist, darüber
haben die Ausstellungs-Besucher in der ge-
räumigen und höchst geschmackvoll ausge-
statteten Abtheilung der Manufaktur einen
vollständigen Ueberblick gewinnen können.
Sie bildete für jeden Kunstfreund eine grosse
und freudige Ueberraschung und hat zu einem
Triumphe geführt, dessen Nachwirkungen
noch nicht abzusehen sind, aber vermuthlich
tiefgehend und nachhaltig sein werden: ein
gutes Vorbild für deutsche Staats - Institute!

Was bei den 456 Nummern, denen eine
ziemlich grosse Galerie und vier Säle ein-
geräumt worden sind, zunächst in die Augen
springt, ist der völlige und ohne jedes Zu-
geständniss durchgeführte Bruch mit dem
Alten. Nicht ein einziges Stück zeigt mehr
die von Blumen - Guirlanden umwundenen
Figuren- und Landschafts-Malereien, die bis-
her mit der Vorstellung von Sevres-Porzellan
unzertrennlich waren. Der Grundsatz, ohne
den kein gesundes Kunstgewerbe möglich
ist, dass jeder Gegenstand vor Allem dem
Material angepasst sein und dessen Vorzüge
zum Ausdrucke bringen müsse, vertrug sieh
nicht mit diesen Erzeugnissen, bei denen die
kostbare Masse zur blossen Unterlage für
von sinnigen Malergemüthern entworfene
oder nach berühmten Oelgemälden kopirte
Bildchen erniedrigt wurde. Uebrigens ist es
an und für sich ein Nonsens, dem allerdings
in scharfem Gegensatz zu den spanischen
und persischen Fayencen auch die Fayence-
künstler der Renaissance nicht entgangen
sind, Oelgemälde auf Thonwaaren nachzu-
 
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