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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Professor Otto Eckmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0240
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Profeifor Otto £ckmann, i

„BHDenWGiljeR, 12. 3uni 1902. Bis zuleht bei klarem
Bewufjtiein, durch den frühling zu neuen grofjen 3deen
angeregt, ift Eckmann geifern morgen 11 Uhr nach langen
fjeiden ianff uerichieden. Sein Hrzf, Dr. FREnKEli."

^Mg^^lahrlich ein khwerer Verluff ift es, der uns mit der Ilcichricfn uon dem Code
|l t?M\' Otto Gckmann's gemeldet wurde, welche uns ein Freund unterer Zeitkhrift
liltm^F/ mit obenftehender Depefche zukommen lief}. Gin Führer und Bahnbrecher
{jB^^iti ift mit dietem ausgezeichneten Künffler dahingegangen, delfen llame wie
kaum ein anderer deutfcher Ilame perbunden ift mit der Gefchichte der neu erwachenden
Erhebung Deutfchlands in der angewandten und dekorativen Kunft. Und wenn es auch
den näherffehenden fchon längff zur traurigen Gewißheit geworden war, dafj Eckmann's
Cage gezählt feien, lo erfüllt uns nun die Kunde [eines in Badenweiler am 11. 3uni
erfolgten fiinfcheidens mit dem ganzen, erfchütternden Gefühle eines tragifdien Schickfals.
3n der Blüte der manneskraft ergriff ihn die fückifche Krankheit, und noch nicht 38 3ahre
alt, erlofch das heben eines ülannes, der fich die höchffen Ziele erwählt und mit einer
bis zur Selbfi-Aufopferung geffeigerfen Chatkraft perfolgt hatte. Über feine lefjfen Stunden
hat uns fein Arzt, Berr Dr. Frankel, in folgendem Briefe ein rührendes Bild entworfen:
„Eckmann kam am 11. April als fdvwerkranker mann hierher. Den
günftigen klimatifchen Umffänden und einer entfprechenden Behandlung ift es zu
danken, dafj der Kranke, der zu Saufe wochenlang den blauen Bimmel nicht
mehr gefehen hat, fich noch einmal im Freien bewegen lauen konnte. Huf dielen
täglichen Ausfahrten und von feiner die üandfchaft in pollfter Schönheit darbietenden
Veranda aus traf er noch einmal in den innigften Konfakt mit der riafur und
ward fo zu neuen 3deen und Arbeiten angeregt, mehrere Skizzen aus diefer
lefjfen Zeit liegen por, die mich nicht daran zweifeln laffen, dafj diefer grofje
neuerer auf kunftgewerblichem Gebiet, wäre er am lieben geblieben, in eine neue
Phafe feiner Entwicklung getreten und wieder zu dem Ausgangspunkt feiner
künftlerifchen Iiuufbahn, zur üandfchaft, zurückgekehrt wäre. Am beredreiten fpricht
dafür die lefjte leider unpollendefe Skizze, deren 3dee mir, als feinem lerjten
Vertrauten, der Künftler mitfeilte, und die ich dann in einer nacht an feinem
Kranken-Bette niederfchrieb, um fie ihm und mir feffzuhalfen : »Die weifjen Blüten
 
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