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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 10.1902

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Professor Otto Eckmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.6695#0242
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526

Zum Code Otto Eckmann's.

Uapefe — feine von Engelhard in ITlannheim gedruckten Capefen waren bekanntlich
zum erften ITlale auf der kleinen „Darmftädier Austtellung uon 1898" in der Anwendung
zu fehen — im Ceppich- und Schablonen - ITMter towie im Buchtchmuck. Seine von
Rudhard in den Bändel gebrachte Schrift ift und bleibt ein Ereignis. Allein feine betten
ITlerall-Arbeifen, insbefondere feine Beleuchfungs-Körper und feine reifften ITlöbel, fo die
für das Arbeits-Kabinet des Grofoherzogs uon Betten find nicht minder entfcheidend
gewefen für die Enfwickelung der neuen Kuntt-Weife, zu deren Urhebern er gehört.

6s darf an dieler Stelle darauf verzichtet werden, eine Lebens- und Entwickelungs-
Gefchichte des 1864 zu ßamburg geborenen Künftlers zu entwerfen. 3n unferem
„Eckmann-ßeffe" vom April 1900 hat dies Dr. Ernft Zimmermann auf Grund
perfönlicher ITlitteilungen des nun Dahingefchiedenen in fo feffelnder Weife gethan, daf3
wir uns jefjf darauf befchränken dürfen, nach dort zu verweilen. Dort tritt er uns auch
als der tiefempfindende, ftefs mit ernften Problemen befchäffigfe, geittvolle ülenfch
entgegen, als welcher er feinen Freunden fo viel war, und andererfeits als der farkaffifche
ßumorift und fatirifche Spötter über alles Klein«philiftröfe. Eckmann ift, wie fo viele
unterer ftilbildenden ITIeifter, von der pleinairiftitchen Ltandfchafrs-ITlalerei ausgegangen.
Als folchen lernte man ihn kennen auf den münchener Ausffellungen Anfangs der
90 er Jahre — und er trat da gleich ttark hervor aus dem Chor des modernen Durch-
fchnitts. Die ITleiften ärgerten fich über ihn; andere erklärten ihn für ein Genie. Und
für diete Anficht fchien es zu fprechen, dafj er fo viele Wandlungen durchmachte, das
er heute verhöhnte, was er geifern noch vergötterte, und dafj er am Ende aller diefer
oft gewalffamen Uletamorphofen endlich vom konfequenten Ilafuraliffen zum Symboliker
geworden war. Damals Hellte er denn auch fein malerifches ßauptwerk aus, das
vierteilige Gemälde „Die vier Lebens-Alter". Von hier und von feinen etwa
gleichzeitigen Bolz-Schnitten und Buch ■ Zierrafen der „Jugend" und des „Pan" zum
Ornament war nur ein Schritt. Eckmann that ihn fofort, vielleicht gab das Studium der
klaffifchen Japaner, in welches ihn Juffus Brinckmann einführte, den direkten
Anttofj, und fo kam es, dafj er bei jener hifforifchen Ausftellung im münchener Glas-
Palafte von 1897 unter den Allererften erfchien, die das deutfche Kunftgewerbe wieder
mit fchöpferifchen Jdeen befruchten wollten. Und wenn man heute fein Lebens-Werk
überblickt, fo drängt fich die Überzeugung auf, darj das, was er damals in der erften,
feurigen Begeiferung fchuf, fein Böchftes und Bettes war und blieb: jene
Scherrebeker üeppiche, jene wuchtigen ITletall-Schöpfungen, feine ewig
dauernde Schrift und jene wunderbare Fülle von Flächen-Dekors. Jeden-
falls hat er damit Schule gemacht, mehr als irgend ein anderer; und wenn er felbft
wohl auch im allgemeinen lehr wenig Freude gehabt haben wird an den zahllofen
ITachahmern und üachtretern, fo mufj es ihm doch eine gewiffe Genugtuung gewährt
haben, feftzuftellen, dafj feine Jdeen und Prinzipien im Gewerbe feften Fufj
zu fallen begannen. Er hat feinen flamen mit fetter Band in das Buch unterer
künttlerifchen Zeit-Gefchichte eingefchrieben.
 
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