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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 11.1902

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Delchevalerie, Charles: Architekturen von Paul Jaspar - Lüttich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6694#0271

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Charles Delchevalerie—Lüttich.

P. JASPAR-LUTTICH.

Skizzen für ein Vorstadt-Cafe-Haus u. Land-Hmiser.

an die Zwecke der Kunst zu denken, welche
sie ausübt. Es unterliegt für ihn keinem
Zweifel, dass das moderne Haus aus unseren
besonderen modernen Bedürfnissen verstanden
werden müsse, gemäss den Forderungen der
Hygiene nnd Aesthetik, welche vor kurzem
noch unbekannt waren, und er gibt die ganze
Wichtigkeit der Rolle zu, welche die ver-
wendeten Materialien wie das Eisen und das
Glas in der Konstruktion spielen. Er ist
andererseits aber auch überzeugt, dass die Stile
früherer Zeiten, da die Sitten sich sehr
geändert haben, in ihrer archaistischen
Schärfe nicht aufrecht erhalten werden
können. Er ist der Meinung, dass
unsere Epoche auf allen Gebieten schön ja
genug, bedeutungsvoll genug ist, um
sich nicht mit schlechtem Durcheinander
begnügen zu müssen und dass der
Augenblick für sie gekommen ist, sich
in einem Stil auszudrücken, welcher
mit ihrem Karakter in enger Harmonie FWjlKEj
steht. Aber er würdigt auch sehr ge- ffflPI
recht die Forderung derer, welche ver-
langen, dass die heutige Architektur
durchdrungen sein müsse von dem, &
was in der Kunst verflossener
Jahrhunderte geschaffen wurde.

»Aus dem Alten das Neue« so könnte
seine Devise lauten, und so hiess der
Titel des kleinen Albums (-»Du vieux
du neuf«), in welchem er vor kurzem
die Skizzen zu einigen seiner Schöpf-
ungen vereinigte. Der Praktiker, der
ein Gebäude zu bauen hat, soll nach
ihm sich für die Architektur der Gegend
begeistern, in welcher das Gebäude
sich erheben soll, an dem, was diese
Spezielles und Unveränderliches hat,
denn diese Karakteristiken dürfen nicht
der Willkür des Zufalls überlassen
bleiben. Kraft des natürlichen Ge-
setzes, welches will, dass die Funktion
den Organismus schafft, sind sie die
Resultate gebieterischer Logik, wel-
che durch das Nachdenken immer
entdeckt wird. Das Klima, die
Natur und die Boden-Beschaffen-
heit, die Materialien müssen zu
diesen Faktoren gerechnet wer-
den. — Wenn wir die von Paul Jaspar kon-
struierten Häuser prüfen, bemerken wir, dass
jedes, obwohl in der verständigsten und knapp-
sten Art und im engsten Anschlüsse an die
heutigen Bedürfnisse erbaut, die Einzelheiten
der wallonischen Architektur verständig be-
nützt und kenntlich macht. Die von ihm
angewandten Materialien sind diejenigen des
Landes: Sand-Stein, Bruch - Steine, Ziegel-
Steine, Holz, Schiefer-Steine. Er will, dass
sie in ihrer natürlichen Schön-
heit zur Geltung kommen, wie
die Organe des Ge-
bäudes selbst. —

Die Urteils-Kraft
dieses Künst-
lers verbindet

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