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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 11.1902

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Delchevalerie, Charles: Architekturen von Paul Jaspar - Lüttich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6694#0272

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Architekturen von Paul Jaspar—Lüttich.

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übrigens das geläutertste Gefühl des Male-
rischen mit dem Praktischen und Bequemen.
Seine Wohnungen sind aufgefasst mit einem
•»Mangel an Ebenmaß«, welcher entzückt
und das Auge ablenkt, welcher interessiert
bevor man noch die schöne und genaue An-
ordnung durchdrungen hat. Indem man sie
studiert, entdeckt man einen Hauch aus der Ver-
gangenheit in der Anmut ihrer Neuheit: Es ist eine
entschieden mächtige Begabung und das Streben
nach einer heiteren und verständlichen Kunst, welche
die Persönlichkeit Paul Jaspar's so interessant
machen. — Mit welchem glücklichen Erfolge
er Logik und Fantasie vereinigt, das be-
kundet sich siegreich in allen seinen Ar-
beiten: Die Reproduktionen, welche diesen
Artikel begleiten, bedürfen im Hinblick
darauf keines besonderen Kommentars. Er
gehört nicht zu denjenigen, welche, um eine
dekorative Wirkung zu erzielen, ihre Zu-
flucht zu unnützen Erfindungen oder zu
abgebrauchten Mitteln nehmen. Die
Anforderungen des Grundrisses, die \\<%%''
durchaus ökonomische Verwendung ,.,
der Materialien, liefern seiner Initia-
tive genügende Hilfsmittel zur male-
rischen Ausgestaltung. Ebenso beachtet
er die Belehrungen Beyaerts: das kleinste
Detail der fundamentalen Vorbedingungen

sowohl hinsichtlich der Kunst als der Konstruktion zu
studieren. So zum Beispiel lässt er sich die Vorschriften
seines alten Lehrers stets angelegen sein in der Aus-
bildung einer angenehmen Silhouette. »Wenn Sie ein
gutes Dach und eine befriedigende Silhouette haben«,
sagte Beyaert, »dann stellen Sie darunter alles andere
wie es Ihnen gefällt«. — Paul Jaspar bemüht sich im
übrigen, wie bereits erwähnt, seine Gebäude möglichst
den Gegenden anzupassen, welche sie gewisser-
maßen »möblieren« sollen. Er gestaltet
sie verschieden, je nachdem sie sich
in einer Strasse oder in dem
Winkel eines Platzes erheben, an
einem städtischen Quai aufragen,
oder im Blattwerk eines Gartens
versteckt liegen. Die Anwendung
der sehr verschiedenen Materialien
erlaubt ihm, der Farbe eine wich-
tige Rolle zuzuerteilen: Er ver-
wendet mit Vorliebe weissen
Kalk - Anstrich, welcher seine
lachende Helle im grünen Laub weit aus-
breitet und welcher den doppelten Vorteil
hat, sparsam zu sein und dabei die Mauern
vor Feuchtigkeit und Sonnen-Hitze zu
schützen. — Das unablässige Nachdenken,
welches sich in dem Äusseren seiner Bauten
zu erkennen gibt, kommt auch im Inneren
derselben zum Ausdruck,
wenn man sie besucht. Seine
Häuser sind ver-
traulich; man
11|;<'^' findet in ihnen

schätzbarer
Reiz in unse-
rer Zeit —
eine religiöse
Auffassung
des heimi-
 
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