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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

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Carstanjen, Friedrich: Kunstgewerbliche Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0106

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Kunstgewerbliche Erziehung.

Entwurf: m. A. Nicolai—Dresden. Damen-Arbeits- und Empfangs-Zimmer.

Ausgeführt von den »Werkstätten für deutschen Hausrate—Dresden.

Akademie werden alsdann lernen, ihre Arbeit
in den Dienst eines grossen Ganzen zu
stellen und sich den wirtschaftlichen Anfor-
derungen, die das praktische Leben an die
Kunst stellt, anzupassen. Auch werden sie
dadurch unter dem Zwange stehen, ihre Auf-
träge in einem durch die Umstände be-
stimmten Termin auszuführen.

Durch diesen direkten Kontakt mit der
Praxis und ihren Bedürfnissen würde eine
Verbindung zwischen Kunst und Industrie
entstehen, die nicht nur für die Akademie
als Hochschule bedeutsam wäre, sondern
auch der Industrie zum grössten Vorteil ge-
reichen würde. Bei der heutigen Verwendung
neuer Materialien und der Berücksichtigung
der chemischen und physikalischen Kennt-
nisse unserer Zeit, ist eine solche Vereinigung
von Theorie und Praxis zum künstlerischen
und wirtschaftlichen Fortschritt unerlässlich.

Andererseits wird ein solches Zusammen-
arbeiten aber auch den Kunstobjekten, den
Bauten, zu deren Herstellung die Arbeits-
tätigkeit der Akademie ausgenutzt werden
würde, zu gute kommen. So könnten Bauten

1805 VIII. 4.

entstehen, die im ganzen bis zum letzten
Detail lebensvolle, harmonisch durchgebildete
Organismen sind und somit wahre Dokumente
einer kraft- und kunststolzen Zeit.

Die Einrichtung einer Kunstgewerbe-
Akademie wird die Entstehung eines wach-
senden Bedarfs an künstlerisch durchgeführten
Gebrauchs- und Luxusgegenständen hervor-
rufen, so dass der Vorteil der Landesindustrie
zu gute kommen wird, welche hierdurch den
Anstoss zu neuem regen Schaffen, auf neuen
Wegen erhält.

Schliesslich bedarf es kaum noch der
Hervorhebung, dass die Einrichtung einer
Kunstgewerbe-Akademie durchaus im staat-
lichen Interesse gelegen ist — einerseits im
idealen Sinne, indem die künstlerische Aus-
bildung der Meister und Fabrikanten der
wesentliche Faktor ist für die künstlerische
Höhe des nationalen Kunstgewerbes und der
Kunstindustrie, andererseits aber auch im
realen Sinne, da sie eine Mehrung des natio-
nalen Vermögens durch die Steigerung des
Umfanges der Produktion und des Umsatzes
zur Folge haben würde, d». fr. carstanjen.

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