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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

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Craig, Edward Gordeon: Etwas über den Regisseur und die Bühnen-Ausstattung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0211

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Etwas über den Regisseur und die Bühnen-Ausstattung.

EDWARD GORDON CRAIG. Photographie, Kostümfiguren aus »Akis und Galatea«

Etwas über den Regisseur und
die Bühnen - Ausstattung.

In meinem Buche »Die Kunst des Theaters«
führte ich aus, was ich als Pflichten eines
Regisseurs ansehe. Ich habe darauf hin-
gewiesen, dass es eine seiner Hauptpflichten
sei, die Szenerien selbst zu entwerfen, nicht
bloss einen flüchtigen Grundriss zu machen,
welcher angibt wo die Türen, Stufen, Tische
oder Felsen sein müssen, sondern den ganzen
bildlichen Entwurf. Die Schwierigkeit, ein
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schönes Bühnenbild anzu-
führen, ist gross, sie wird
noch vergrössert, wenn
der Entwurf des Malers
zerpflückt wird, um dem
Geschmack des Regis-
seurs angepasst zu werden.
Ich kann aus Erfahrung
sprechen. Das Theater von
heute verfügt über recht
viele hervorragende Büh-
nenmaler; es ist dagegen
mit einer noch bedeutend
grösseren Zahl recht un-
verständiger Regisseure
geplagt. Die Bühnenmaler
sind meist nicht bloss be-
gabte Handwerker, sie sind
oft sogar berühmte Maler,
welche ihre trefflichen
Fähigkeiten der Aus-
schmückung der Bühne

, des Theaters vollauf zur

1

Verfügung stellen. Doch
was ist das Resultat der
Bemühungen dieser tüch-
tigen Künstler? Sie er-
reichen beinahe nichts.
Aus welchem Grund ? Aus
dem sehr einfachen, weil
der Regisseur in der Regel
der Ausführung der guten
Ideen zu grosse Hinder-
nisse in den Weg legt.
Von dem Regisseur mit
aussergewöhnlichen Fähig-
keiten brauchen wir nicht
zu reden; seine Arbeit
zeigt deutlich in allen Stücken die ein-
heitlich durchgeführte Idee. Aber von
dem gewöhnlichen Regisseur wollen wir
sprechen, von demjenigen, der die Kunst an
den meisten Theatern des westlichen Europas
beherrscht, von dem Manne, der verant-
wortlich dafür ist, dass das Theater gegen-
wärtig noch eine lächerliche Stellung ein-
nimmt. Ein Regisseur, der vielleicht in allen
Sachen gebildet ist, der aber kein Künstler
ist, ist für das Theater so nutzlos, wie ein
Henker für ein Hospital. Ich will versuchen,
 
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