Moderne Bauten an alten Strassen.
EDWARD GORÜON CRATG.
Der Trompeter. (Holzschnitt.)
der Künstler und Kunstfreunde, die die Vor-
aussetzungen des Werdens eines »Stiles« für
engbegrenzte und nie wiederkehrende halten,
wird immer grösser. Aber wie viel künst-
lerisches Unheil ist inzwischen in Deutsch-
lands reizvollsten alten und neueren Städten
angerichtet worden, seitdem die verkehrte
Anschauung sich gebildet hatte, dass die
lebende Zeit kein Recht habe, ihre eigene
baukünstlerische Sprache zu reden und Werke
der ihr eigenen »modernen« Form neben die
alten zu stellen. Es ist wohl keine alte Stadt
zu finden, in der diese sonderbare Anschauung
grösseres Unheil angerichtet hat und noch
stiftet als Nürnberg, das eben durch seine,
im 16 Jahrhundert modernen Künstler, von
denen es allerdings nicht in allen Fällen viel
wissen wollte, den grossen Namen bekam.
Nun wird Nürnberg bald die imitierte
alldeutsche Stadt genannt werden. Denn die
Zahl falsch oder mit langweiligster akten-
mäßiger Richtigkeit neu kopierter, also
imitierter Statuen in Stein und Holz an Nürn-
bergs Häusern und Kirchen und Brunnen
ist so gross, dass wir hier nicht den Leser
durch eine lange Liste dieser künstlerischen
Fälschungen ermüden wollen. Mögen gegen-
wärtig nur wenige künstlerisch und kunst-
historisch schärfer geübte Augen diese plumpen
Nachbildungen, die im ganzen ungeheure
Summen gekostet, sofort als unecht erkennen,
die Zahl dieser Kenner, die die alte Form
613
EDWARD GORÜON CRATG.
Der Trompeter. (Holzschnitt.)
der Künstler und Kunstfreunde, die die Vor-
aussetzungen des Werdens eines »Stiles« für
engbegrenzte und nie wiederkehrende halten,
wird immer grösser. Aber wie viel künst-
lerisches Unheil ist inzwischen in Deutsch-
lands reizvollsten alten und neueren Städten
angerichtet worden, seitdem die verkehrte
Anschauung sich gebildet hatte, dass die
lebende Zeit kein Recht habe, ihre eigene
baukünstlerische Sprache zu reden und Werke
der ihr eigenen »modernen« Form neben die
alten zu stellen. Es ist wohl keine alte Stadt
zu finden, in der diese sonderbare Anschauung
grösseres Unheil angerichtet hat und noch
stiftet als Nürnberg, das eben durch seine,
im 16 Jahrhundert modernen Künstler, von
denen es allerdings nicht in allen Fällen viel
wissen wollte, den grossen Namen bekam.
Nun wird Nürnberg bald die imitierte
alldeutsche Stadt genannt werden. Denn die
Zahl falsch oder mit langweiligster akten-
mäßiger Richtigkeit neu kopierter, also
imitierter Statuen in Stein und Holz an Nürn-
bergs Häusern und Kirchen und Brunnen
ist so gross, dass wir hier nicht den Leser
durch eine lange Liste dieser künstlerischen
Fälschungen ermüden wollen. Mögen gegen-
wärtig nur wenige künstlerisch und kunst-
historisch schärfer geübte Augen diese plumpen
Nachbildungen, die im ganzen ungeheure
Summen gekostet, sofort als unecht erkennen,
die Zahl dieser Kenner, die die alte Form
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