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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

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Vetterlein, E.: Zu unserem IV. redaktionellen Wettbewerb: Entwurf zu einem Grabstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0256

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Zu unserem IV. redaktionellen Wettbewerb.

Stande war, im Werke Stimmung und Gefühl,
Harmonie und Rhythmus klar auszuprägen.
Das verdient hervorgehoben zu werden bei
der Beurteilung von Arbeiten, die den
Zweck haben, das Gedächtnis der Toten der
Nachwelt zu überliefern. Da gilt es doch
wohl ganz besonders, die Massen der Grab-
steine nicht durch der Mode unterworfene
Formen zu beseelen, sondern durch einen
über der Mode schwebenden Rhythmus, der
die Gewähr bietet, dass dieser auch noch
nach Jahrzehnten seine Macht ausübt. Die
Beurteilung der zu dem IV. redaktionellen
Wettbewerb eingelieferten Arbeiten hatte
also besonders die Frage zu lösen, welcher
Arbeit die nachhaltigste Stimmung inne-
wohne.

Weiterhin erschien dem Preisgericht be-
achtenswert, dass die Grabsteine in grosser
Anzahl vereinigt auf einem Friedhof ihren
Platz finden sollen. Es besteht wohl kein
Zweifel darüber, dass die heute so beliebte
Aufstapelung von über mannshohen Platten
mit mehr oder weniger »dekorativem« For-
menwust einen würdigen, erhebenden Eindruck
überhaupt nicht erzielen kann. Wer ]e auf

dem St. Johannis - Friedhofe in Nürnberg
neben dem Grabe Albrecht Dürers gestanden
hat, wird den gewaltigen Eindruck nicht
vergessen, den die flachen, überraschend
einfach gehaltenen Grabplatten ausüben.
Mit welchem Ernste wird hier durch sie
gepredigt: »der Tod macht alle gleich«, und
doch: wie gross erscheinen uns die Menschen,
die hier unten schlummern, die ihre Unsterb-
lichkeit nicht der Höhe und Form ihres
Grabmals verdanken.

Ein ähnlicher Eindruck Hesse sich aber
auch heute noch erzielen, wenn man auf
mehr flach und niedriger gehaltene Formen
sich beschränken würde. Es1 wurde deshalb
vom Preisgericht mit besonderer Anerkenn-
ung begrüsst, dass einige Künstler sich mit
offenkundiger Absicht auf mehr gelagerte
Massen beschränkte.

Nach diesen Vorbemerkungen braucht
nicht mehr viel über die einzelnen hier dar-
gestellten Arbeiten gesagt zu werden. Man
wird die Auszeichnung der Entwürfe des
Architekten Bela Löffler in Budapest und
Heinrich Königs in Düsseldorf durch Preise
ohne weiteres verstehen, d*- ing. e. vetterlein.

otto geigenberger—wasserburg a. inn. lobende erwähnung.

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