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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

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Högg, Emil; Stoeving, Curt: A. Wertheim - neue Wohn-Räume, neues Kunstgewerbe - dem Hause eigen: nach Entwürfen von Künstlern, unter Leitung von Prof. Curt Stoeving
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0280

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E. Högg—Bremen:

Schusses an sorgfältig gewählter Stelle! Der
echte Brillant auf dem schlichten Gewände.
Dann aber muss der Stoff des Gewandes
ausgesucht, Schnitt und Sitz tadellos sein.
Diese Bedingungen sind erfüllt. Das deutsche
Handwerk darf selbstbewusst auf seine solide
zünftige Arbeit hinweisen, auf seine An-
passungsfähigkeit an oft recht schwierige
Künstlerträume und nicht zum wenigsten
auf seine Materialkunde. Erstaunlich ist die
Vielfältigkeit der angewandten Holzarten,
der immer neue Reiz der Flächenzeichnung
je nach Beize, Politur und Zusammenstellung.
Auch dass das Haus A. Wertheim so patrio-
tisch war, ausschliesslich deutsche Arbeit,
deutsches Fabrikat zu verwenden, ist der
Anerkennung wert und ein Trost in Tränen,
wenn deutsche Prinzessinen ihre Aussteuer-
gelder nach Paris schicken.

Und noch ein Gesetz aus jenem Lehr-
buch: ein Leitmotiv muss wie in der guten
Musik die einheitliche Schöpfung durch-
dringen, muss in Varianten und Anklängen
immer wieder kehren. Peter Behrens hält
sich an diesen Grundsatz besonders gewissen-
haft. In seinem Schlafzimmer aus hell-

gewachstem Eichenholz mit weissen Ahorn-
und schwarzen Birnbaumintarsien dominiert
zum Beispiel die Raute als Form, schwarz-
weiss als Farbe so ausgesprochen, dass sogar
Beleuchtungskörper, Kokosmatte und Wasch-
geschirr sich ihr anpassen müssen.

Sein Wohnzimmer aus dunklem Nuss-
baumholz mit weissen Birnbaumeinlagen und
grünem Möbeltuch führt ebenso konsequent
das Motiv des quadratumschriebenen Kreises
durch. Die Wand mit neutralen Japan-
matten spricht wenig mit.

Das Speisezimmer von Wilhelm Thiele
legt dagegen den Nachdruck auf die Wand-
flächen. Koreaschilfmatten sind es, die diesem
Zimmer seinen eigentümlichen grüngrauen
behaglichen Ton geben. Sie sind in Felder
geteilt und in Türsturzhöhe mit Fliesenstreifen
energischer schwarzgrüner Musterung, Fabri-
kat von Scharvogel, horizontal abgeschlossen.
Man hat in diesem Räume überhaupt viel
neue und eigenartige Einfälle zu studieren,
wie zum Beispiel das Kamin das keine Feuer-
stelle vorschwindelt, sondern als ein rich-
tiger Heizkörper erkennbar ist.

W. von Debschitz's Damensalon in hell-

SEPP KAISER.
WASCHTISCH.

SCHLAFZIMMER
AUF SEITE 665.
 
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