Willy von Beckerath—München.
W. VON BECKERATH—MÜNCHEN.
gang galt, den man nicht
Aber die Zeiten änderten sich. Der Drang,
mit dem Gelernten etwas anzufangen, schoss
wieder mächtig unter den Künstlern empor.
Und sie liessen sich nicht von den neun-
mal Weisen der Kritik belehren, die sich
mühsam den Naturalismus eingepaukt hatten
und nun jede Abweichung als unbegreiflichen
700
Epoche, der die ganze
Geschichts- und Ideen-
malerei unbarmherzig
in den Abgrund mitriss.
Ja die Archivare, wel-
che eifrig beflissen sind,
den Stammbaum des Na-
turalismus aufzunehmen,
wollen uns gar bereden,
dass ein paar feinfarbige
Pinselpröbchen realisti-
scher Winkelmaler das
einzige seien, was aus
jener Periode dauern-
den Wert behalte. Wie
bescheiden waren nach
der endgültigen Nieder-
lage die Ansprüche ge-
worden. Nicht allein,
dass man wieder von
vorn begann; man er-
blickte eine Zeitlang im
Lernen an sich beinahe
das Wesen der Kunst.
Generationen blieben
auf der Schulbank sitzen.
Je schlichter und unbe-
deutender der Moment
war, desto besser; dann
lenkte er nicht ab von
der eigentlichen Auf-
gabe, dem Lernen. Wer
in den Kreisen der
Portgeschrittenen etwa
von einer Idee sprach,
die er malen wollte,
ward ohne weiteres zum
alten Eisen geworfen
und mochte da rosten.
Er galt vollends für
einen Narren, wenn sein
Trachten einem Vor-
sehen konnte. Fehler blutrot am Rande des Ausstellungs-
Kataloges anstrichen. Die Totgesagten
standen wieder auf. Wie hatte Zola einst gegen
die »Maschinen« gewettert! Und jetzt sah
man plötzlich wieder die grossen Formate in
den jährlichen Bilderschauen. Zunächst freilich
nur in der »Scholle«. Die glaubte man aber
mit Beschimpfungen abtun zu können. Die
Genien. Skizze für eine Wandmalerei.
W. VON BECKERATH—MÜNCHEN.
gang galt, den man nicht
Aber die Zeiten änderten sich. Der Drang,
mit dem Gelernten etwas anzufangen, schoss
wieder mächtig unter den Künstlern empor.
Und sie liessen sich nicht von den neun-
mal Weisen der Kritik belehren, die sich
mühsam den Naturalismus eingepaukt hatten
und nun jede Abweichung als unbegreiflichen
700
Epoche, der die ganze
Geschichts- und Ideen-
malerei unbarmherzig
in den Abgrund mitriss.
Ja die Archivare, wel-
che eifrig beflissen sind,
den Stammbaum des Na-
turalismus aufzunehmen,
wollen uns gar bereden,
dass ein paar feinfarbige
Pinselpröbchen realisti-
scher Winkelmaler das
einzige seien, was aus
jener Periode dauern-
den Wert behalte. Wie
bescheiden waren nach
der endgültigen Nieder-
lage die Ansprüche ge-
worden. Nicht allein,
dass man wieder von
vorn begann; man er-
blickte eine Zeitlang im
Lernen an sich beinahe
das Wesen der Kunst.
Generationen blieben
auf der Schulbank sitzen.
Je schlichter und unbe-
deutender der Moment
war, desto besser; dann
lenkte er nicht ab von
der eigentlichen Auf-
gabe, dem Lernen. Wer
in den Kreisen der
Portgeschrittenen etwa
von einer Idee sprach,
die er malen wollte,
ward ohne weiteres zum
alten Eisen geworfen
und mochte da rosten.
Er galt vollends für
einen Narren, wenn sein
Trachten einem Vor-
sehen konnte. Fehler blutrot am Rande des Ausstellungs-
Kataloges anstrichen. Die Totgesagten
standen wieder auf. Wie hatte Zola einst gegen
die »Maschinen« gewettert! Und jetzt sah
man plötzlich wieder die grossen Formate in
den jährlichen Bilderschauen. Zunächst freilich
nur in der »Scholle«. Die glaubte man aber
mit Beschimpfungen abtun zu können. Die
Genien. Skizze für eine Wandmalerei.