Adolph Vogt: Die Plakatwand.
lichsten angesehen wurden, ihr sehr wohl
zugänglich sind und sich ihrer gestaltenden
und schmückenden Kraft nicht widersetzen.
Von keiner Seite wurde die Reklame so
intensiv betrieben, wie von den Riesenbazars,
und gerade sie haben eine künstlerische,
vornehme Architektur, die sich durch Solidität
und Ruhe auszeichnet, als beste Empfehlung
ihres Geschäfts erachtet. Eine konsequente,
allgemeine Anwendung dieses gewiss rich-
tigen Grundsatzes Hesse für das zukünftige
Aussehen unserer Grossstädte das Beste
erhoffen.
Einstweilen ist aber bei der Mehrzahl
der Geschäftsleute noch die gegenteilige
Ansicht im Schwang. Sie glauben, ihre
Reklame nicht aufdringlich, nicht laut genug
ausüben zu können. Die Plakatwand ist
davon Zeuge. Die widerlichste Seite unseres
Erwerbslebens, die skrupellose Gewinnsucht,
stellt sich da unverhüllt zur Schau. Das
lärmt wie auf dem Jahrmarkt. Einer sucht
den andern niederzuschreien, alle Rücksichten
auf den Anstand und den Geschmack werden
vergessen. Denn man spekuliert, das ist nur
zu deutlich, auf die Instinkte der breitesten
Masse. Und die gröbsten Mittel sind da gerade
grob genug. In den letzten Jahren bekamen
wir allerdings manches feine, künstlerische
Plakat zu sehen. Aber recht böse steht es mit
der Plakatwand. Sie ist der Schrecken jedes
feineren Auges; auch das bessere Plakat
bleibt an ihr wirkungslos. Es wird tot-
geschrieen von seinen Nachbarn; in dem all-
gemeiuen Stimmengewirre, in dieser Katzen-
musik, wird auch die edle Melodie zum Miss-
klang. Denn die Dutzende von Plakaten,
die hier nebeneinander hängen, sie haben in
sich gar keine Beziehung zu einander. Jedes
will für sich reden, oder singen, oder schreien;
dass so keine harmonische Musik zu Stande
kommen kann, ist klar.
Auch in den Kunst-Ausstellungen hingen
früher die unverträglichsten Bilder kunter-
bunt durcheinander. Das Resultat davon
war, dass der Gesamteindruck dieser Kunst-
mengen verwirrte, verstimmte und ermüdete.
Nun erzielten bekanntlich in dieser Hinsicht
die Sezessionen eine namhafte Besserung.
Durch weise Raumgestaltung, durch raffiniert
w. v. beckerath. Brosche in Gold m. Opal u. Mondsteinen.
w. v. beckerath München. Silberne Gürtelschliesse.
w. v. beckerath. Gürtel mit Tasche in Silber.
72I
lichsten angesehen wurden, ihr sehr wohl
zugänglich sind und sich ihrer gestaltenden
und schmückenden Kraft nicht widersetzen.
Von keiner Seite wurde die Reklame so
intensiv betrieben, wie von den Riesenbazars,
und gerade sie haben eine künstlerische,
vornehme Architektur, die sich durch Solidität
und Ruhe auszeichnet, als beste Empfehlung
ihres Geschäfts erachtet. Eine konsequente,
allgemeine Anwendung dieses gewiss rich-
tigen Grundsatzes Hesse für das zukünftige
Aussehen unserer Grossstädte das Beste
erhoffen.
Einstweilen ist aber bei der Mehrzahl
der Geschäftsleute noch die gegenteilige
Ansicht im Schwang. Sie glauben, ihre
Reklame nicht aufdringlich, nicht laut genug
ausüben zu können. Die Plakatwand ist
davon Zeuge. Die widerlichste Seite unseres
Erwerbslebens, die skrupellose Gewinnsucht,
stellt sich da unverhüllt zur Schau. Das
lärmt wie auf dem Jahrmarkt. Einer sucht
den andern niederzuschreien, alle Rücksichten
auf den Anstand und den Geschmack werden
vergessen. Denn man spekuliert, das ist nur
zu deutlich, auf die Instinkte der breitesten
Masse. Und die gröbsten Mittel sind da gerade
grob genug. In den letzten Jahren bekamen
wir allerdings manches feine, künstlerische
Plakat zu sehen. Aber recht böse steht es mit
der Plakatwand. Sie ist der Schrecken jedes
feineren Auges; auch das bessere Plakat
bleibt an ihr wirkungslos. Es wird tot-
geschrieen von seinen Nachbarn; in dem all-
gemeiuen Stimmengewirre, in dieser Katzen-
musik, wird auch die edle Melodie zum Miss-
klang. Denn die Dutzende von Plakaten,
die hier nebeneinander hängen, sie haben in
sich gar keine Beziehung zu einander. Jedes
will für sich reden, oder singen, oder schreien;
dass so keine harmonische Musik zu Stande
kommen kann, ist klar.
Auch in den Kunst-Ausstellungen hingen
früher die unverträglichsten Bilder kunter-
bunt durcheinander. Das Resultat davon
war, dass der Gesamteindruck dieser Kunst-
mengen verwirrte, verstimmte und ermüdete.
Nun erzielten bekanntlich in dieser Hinsicht
die Sezessionen eine namhafte Besserung.
Durch weise Raumgestaltung, durch raffiniert
w. v. beckerath. Brosche in Gold m. Opal u. Mondsteinen.
w. v. beckerath München. Silberne Gürtelschliesse.
w. v. beckerath. Gürtel mit Tasche in Silber.
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