Adolph Vogt: Die Plakatwand
gewählte Farben des Wandbespanns und
die fein abgewogene, sparsame Verteilung
der Gemälde schufen sie Wandensembles,
die wie ein neues, grösseres Kunstwerk er-
schienen. Und Ähnliches muss unter allen
Umständen auch bei der Plakatwand an-
gestrebt werden, soll sie nicht für immer
eine Schändung unserer Strassen sein. So
gut wir gegen die Zerrissenheit und Gestalt-
losigkeit der heutigen Unkultur »Front
machen«, so gut sollten wirs gegen ihren
krassesten Ausdruck, gegen das Chaos auf
der Plakatwand. Diese schamlose Kon-
kurrenzwut, wo keiner Rücksichten nehmen,
keiner nachgeben will, schadet sich übrigens
selbst. Die vielen aufdringlichen Einzel-
724
anpreisungen verfehlen ihren Zweck, die
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, da ihre
Gesamtheit aus Mangel an Unterordnung
und Rhythmus nicht anders als abstossen
kann. Sie schreien und schreien, aber der
Vorübergehende hört nur ein misstönendes
Jahrmarktsgeheul und wendet sich beleidigt
ab. Er hasst die, die sich empfehlen wollten.
So wenig die Plakate auf der Plakat-
wand sich selber nützen, so wenig nützen
sie dem Strassenbild. Unsere grauen, stei-
nigen Strassen bedürften der Farbe so
dringend, und die Plakate verschwenden sie
zwecklos. Die Strassen zu schmücken ver-
möchten nur schöne Farbenstimmungen, und
solche, die mit dem Gesamtton der Strasse
gewählte Farben des Wandbespanns und
die fein abgewogene, sparsame Verteilung
der Gemälde schufen sie Wandensembles,
die wie ein neues, grösseres Kunstwerk er-
schienen. Und Ähnliches muss unter allen
Umständen auch bei der Plakatwand an-
gestrebt werden, soll sie nicht für immer
eine Schändung unserer Strassen sein. So
gut wir gegen die Zerrissenheit und Gestalt-
losigkeit der heutigen Unkultur »Front
machen«, so gut sollten wirs gegen ihren
krassesten Ausdruck, gegen das Chaos auf
der Plakatwand. Diese schamlose Kon-
kurrenzwut, wo keiner Rücksichten nehmen,
keiner nachgeben will, schadet sich übrigens
selbst. Die vielen aufdringlichen Einzel-
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anpreisungen verfehlen ihren Zweck, die
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, da ihre
Gesamtheit aus Mangel an Unterordnung
und Rhythmus nicht anders als abstossen
kann. Sie schreien und schreien, aber der
Vorübergehende hört nur ein misstönendes
Jahrmarktsgeheul und wendet sich beleidigt
ab. Er hasst die, die sich empfehlen wollten.
So wenig die Plakate auf der Plakat-
wand sich selber nützen, so wenig nützen
sie dem Strassenbild. Unsere grauen, stei-
nigen Strassen bedürften der Farbe so
dringend, und die Plakate verschwenden sie
zwecklos. Die Strassen zu schmücken ver-
möchten nur schöne Farbenstimmungen, und
solche, die mit dem Gesamtton der Strasse