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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Brinckmann, Albert E.: Das Grabmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0085

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PROFESSOR FRANZ SEECK—BERLIN.

» GRABSTÄTTE WEDEKIND—FRIEDRICHSWALDE«

DAS GRABMAL.

VON PROF. DR. A. E. BRINCKMANN—KARLSRUHE.

Von einem baulich bedeutenden Grabmal
verlangen wir für die Wirkung ein zwei-
faches : Monumentalität und Feierlichkeit.

Der Begriff des Monuments wird nicht er-
schöpft durch Denkmal und Mächtigkeit. Man
spricht von Naturdenkmalen, nicht aber von
Naturmonumenten. Im Monumentalen liegen
wohlErinnerungswerte, sie sollen aber über das
Persönliche hinaustragen zu einer allgemeinen
Steigerung des Empfindens gleich jener, die der
gestirnte Nachthimmel über uns, das unendliche
Meer vor uns erweckt. Aus dem steten Wer-
den und Vergehen löst sich die scheinbare
Ewigkeit des Seins heraus, unerschütterlich und
unberührbar. Mächtigkeit ist ein quantitativer,
kein qualitativer Begriff. Hier aber gilt es in
Ausmessungen, die gering sein können, eine
Fülle von Empfindungen zu bannen, die wie-
derum über das Persönliche hinausführen zu

einem Allgemeinen, Typischen, das der Einzelne
als über sich waltend anerkennt.
~ Die zweite Forderung nach Feierlichkeit ist
eine besondere Umgrenzung des Monumentalen.
Immer noch kann das Monumentale rauschend-
festlich, tragisch-gewaltig sein, hier wünschen
wir alles starke, unerbittlich Zwingende ver-
mieden. Eine gleichmäßig schwebende Ruhe
soll in unsere Seelen einkehren.

Die Absicht auf Monumentalität und Feier-
lichkeit umschreibt die Grundstimmung, aus der
heraus das Grabmal entwickelt wird. Sie kehrt
wieder in allen eindrucksvollen Grabmalen der
Vergangenheit und Gegenwart. Sie ist das
Werk, sub specie aeternitatis betrachtet.

Mit diesem Werk verbindet sich das, was
ich die Seele des Grabmals nennen möchte.
Mit dieser Seele tritt in das starre Sein des
Grabmals das Leben. Sie löst nicht das Sein
 
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