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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Dülfer, Martin: Ein schusssicheres Soldatenheim: 1000 M. hinter der Front
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0246

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EIN SCHUSSSICHERES SOLDATENHEIM.

IOOO M. HINTER DER FRONT.

Während meiner Weihnachtsferien 1916
übernahm ich den Auftrag, Liebesgaben
für Sächsische Truppenteile aus der Heimat nach
der Ostfront zu führen. Die Aussicht, die Weih-
nachtsgaben rechtzeitig an den Bestimmungsort
zu bringen, ließ mich die in der Folge auftretenden
Schwierigkeiten und die Beschwernisse der
Reise leicht überwinden, zum Schluß hatte ich
die Sicherheit, daß die Geschenke der Heimat
am Heiligen Abend in die Hände unserer
wackeren Feldgrauen kommen würden. Ich
durfte sogar in einem Abschnitte, der von einem
unserer Regimenter besetzt war, an der Freude
teilnehmen, die derEmpf ang derGaben bereitete.

Nach einem mehrstündigen Ritt in Begleitung
eines Offiziers gelangte ich von der letzten
Bahnstation nach der kleinen Waldkolonie R.;
bei meiner Ankunft mittags herrschte dort
geschäftiges Treiben zur Vorbereitung für die
Feier, soweit nicht der Dienst andere Ansprüche
stellte. Die in tiefer Waldschlucht angelegte
Siedelung mit ihren Blockhütten und dem von
einem Bache begleiteten saubergehaltenenDorf-
wege, auf dem sich allerlei Haustiere tummelten,
hatte ein freundliches idyllisches Aussehen im
Gegensatz stehend zu dem nahen Donner der
Geschütze, dem Krachen der Minen oder dem
Knattern des Maschinengewehrfeuers, das im-
mer wieder an den Ernst der Lage gemahnte.
In mühevoller Arbeit waren hier aus primi-

tiven Erdhöhlen mit Anpassung an das Gelände
saubere Wohnungen erstanden, die den etwa
1000 m hinter dem vordersten Graben bereit
gestellten Truppen eine verhältnismäßig sichere
Unterkunft gewährten. Holz für den Bau gab
die Umgebung reichlich her und da die Gegend
arm an Steinmaterial war, mußten zu den wei-
teren Bauarbeiten für Öfen und Kamine die
Trümmer der rückwärtigen, von der russischen
Artillerie zerstörten Ortschaften herhalten.

Der Brigade-Kommandeur hatte das Bestre-
ben, daß seine nach harten Kämpfen und in
immerwährender Bereitschaft liegenden Trup-
pen die ihnen verbleibende Ruhezeit zur Erho-
lung voll ausnutzen möchten, dazu diente unter
anderem eine von ihm geschaffene Bibliothek
auserlesener Bücher, aber vor allem richtete
der für seine Untergebenen besorgte Führer
sein Augenmerk darauf, ein Soldatenheim
zu schaffen, in dem alle Bequemlichkeiten und
der Grad von Sicherheit geboten würden, wie
es die gegebenen Verhältnisse zuließen.

In einem Erlaß vom 29. Oktober 1916 spricht
sich Exzellenz Ludendorff über die Errichtung
von Soldatenheimen in folgenden Worten aus:
„Mit lebhafter Freude begrüße ich die Ver-
mehrung der Soldatenheime dicht hinter der
Front, deren Errichtung trotz der mir wohlbe-
kannten Schwierigkeiten im Osten gelungen ist.
Die seelischen und körperlichen Wohltaten,
 
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