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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Dülfer, Martin: Ein schusssicheres Soldatenheim: 1000 M. hinter der Front
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0248

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Ein schußsicheres Soldatenheim.

Bild. Am heiligen Abend, als die mit Kerzen
besteckte Tanne ihr Licht ausstrahlte, die Tische,
an denen die Korporalschaften einer Kompagnie
saßen, mit allerhand nützlichen Weihnachtsgab en
bedeckt waren und die alten lieben Weihnachts-
lieder von alt und jung, Offizieren und Mann-
schaften gesungen wurden, da verbreitete sich
eine trauliche Stimmung und es kam die Zu-
sammengehörigkeit, Einheit der Gesinnung recht
zum Ausdruck.

Für den Gottesdienst findet eine kleine Ver-
wandlung des Raumes statt, die Tische ver-
schwinden, der Flügel wird mit Decken behängt
und dient als Altar, auf dem zehn aus alten Spa-
tenstielen gefertigte Leuchter und ein schönes
Kruzifix Platz finden. — Auch hier tragen die ein-
fache Gestaltung des Raumes, die Baumittel und
die Beleuchtung dazu bei, dem Kirchenraum die-
jenige Stimmung und Würde zu verleihen, die im
Einklang mit der Aufgabe des Geistlichen steht.

Mir wird diese Weihnachtsfeier im Soldaten-
heim in unvergeßlicher Erinnerung bleiben,
spiegelte sich doch die Weihnachtsfreude der
Jugend wieder in den wetterharten Gesichtern
der durch den Feldzug gestählten Männer,
mochten sie um den Gabentisch versammelt
sein oder am Gottesdienst teilnehmen, selbst
in den äußersten, dem Feinde nahen Unter-

ständen hatte auch die kleinste Gruppe ihr
brennendes Christbäumchen.

Mir hatte sich das Soldatenheim nur in froher
Gewandung gezeigt; im Ernstfalle jedoch wird
die Bedeutung dieser Anlage noch mehr hervor-
treten, indem sie in Verbindung mit ausgedehn-
ten Miniergängen sichere Unterkunft für Kampf-
reserven bietet, zugleich aber auch als Verband-
platz benutzt werden kann. dr. martin dülfkr.

£

Einen Gegenstand, der aus technischen Gründen so
sein müßte, wie er ist, gibt es nicht. Zu welchem
Zwecke er auch dienen möge, in seiner porm bleibt
stets ein freier Spielraum von gleich gut dienlichen
Varianten bestehen, unter denen nun, nach anderen
Prinzipien, enger gewählt werden kann. Und eines
dieser anderen Prinzipien ist eben die Schönheit

seiner Gestalt.........EBERHARD ZSCHIMMER.

*

Die Grenze, die ein besonderes Material den
Eigenschaften des Werkes se^t, soll dir ein Ver-
gnügen, kein Hemmnis sein. Die Freude an den
Eigenschaften und Verwendungs-Möglichkeiten des
Rohstoffes, die Befähigung, diese hervortreten zu
lassen und eine Erinnerung an die natürliche Schön-
heit zu erwecken, keine Nachahmung derselben zu
geben — das ist die Daseins-Berechtigung der deko-
rativen Kunst.............WILLIAM MORRIS.

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Das Schöne ist die Idee in adäquater Erscheinung. KANT.
 
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