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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 41.1917-1918

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Greve-Hamburger, C.: Der Segen der Knappheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.8537#0341

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Der Segen der Knappheit.

Es ist nicht zu leugnen, daß noch nie mit so
viel Liebe und Nachdenken gekocht worden ist
wie jetzt. Die Kunst des Kochlöffels wird aus
diesen mageren in bessere Zeiten einen nicht
hoch genug zu schätzenden Gewinn an Selb-
ständigkeit undWandlungsfähigkeit mit hinüber-
nehmen. Wird man dasselbe von der Kunst der
Nadel sagen können? Wir waren verwöhnt durch
die Fülle und Vielseitigkeit des bereitgestellten
Materials. Wir schwelgten in Farben, deren
Mischung wir mit einer bequemen geistesarmen
Virtuosität handhabten. Darüber wurden Form
und Zeichnung in reichem Maße vernachlässigt.

Alle jene Techniken, die auf Farbwirkungen
verzichten, dafür aber höhere Ansprüche an die
Zeichnung stellen, sind immer nur von wenigen
Künstlerinnen gepflegt worden, die in der Be-
schränkung der Ausdrucksmittel keinen lästigen
Zwang sahen, sondern nur die Möglichkeit einer
sieghaften Entfaltung ihrer Gestaltungskraft.
Man beschäftigte sich jetzt mehr mit Techniken
wie Loch- und Weißstickereien, feinlinigen Stil-
sticharbeiten, allen Spitzentechniken, die keinen
großen Materialverbrauch verlangen und sich
am besten für Arbeiten von kleinem Umfang
eignen. Für diese finden sich leichter Stoffe

MARIANNE THEINER—PRAG. »POLSTER MIT ALTEM STICKEREIMOTIVc

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