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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

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Zur Neuaufstellung des Völkerkunde-Museums in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0418

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Zur Neuauf Stellung des Völkerkunde-Museums in München

mann, hat durch seine GeneraldispositionPionier-
arbeit geleistet. Sich beschränkend auf das ab-
solut Wichtige und Wertvolle, leitet er die klare
Führungslinie in allen Abteilungen vom ein-
fachen Gebrauchsgerät über das Handwerk zu
Kult und Kunst. Dadurch, daß es die Neu-
ordnung verstanden hat, Kunstwerke im völker-
kundlichen Rahmen so zu isolieren, daß sie
nicht nur als ethnographische Objekte zum Be-
schauer sprechen, wurde der ethnographische
und kunstgeschichtliche Gehalt mit der ästhe-
tischen Forderung eng verknüpft.

Auch der künstlerische Teil der Aufstellung,
sowie die innenarchitektonische Gestaltung des
Museums, die beide in der Hand des Professors
Ludwig Segmiller lagen, bedeutet namentlich für
die ethnographischen Museen Neuland. Nach
dem Urteil in- und ausländischer Fachleute
wurde hinsichtlich der Sachlichkeit der Auf-
stellung und der Hervorhebung des Charak-
teristischen des einzelnen Objekts Muster-
gültiges erreicht. Es geschah dies durch über-
sichtliche Einordnung des Schaugutes, durch
sorgfältiges Abwägen derBeleuchtungund durch
eine geschickte Auswahl des farbigen Hinter-

grunds. Andererseits wurde durch parallele
oder rhythmische Reihung eine klare Anordnung
der Freiaufstellung oder der einzelnen Kasten-
und Vitrineninhalte erreicht. Durch dieses Vor-
gehen gelang es, das Interesse des Beschauers
selbst bei den einfachsten Geräten, wie etwa den
Ackerbaugeräten aus Indien, Siam, und Birma,
nicht nur in ethnographischem Sinne wach-
zurufen, sondern auch die Schönheit der Werk-
form eindringlich zu erweisen. Auf diese Art
kann man im Münchener Museum ein sehr in-
struktives vergleichendes Werkformenstudium
treiben. Beleuchtete Diapositive erläutern den
Gebrauch der Werkform, das Tragen von
Schmuck und Tracht u.a.; die sonst üblichen
Puppen konnten daher von vorneherein in
Wegfall kommen. Von einem Einbau der
Schränke in die Mauer mußte abgesehen werden,
da die in jedem Saal des ersten Stockwerkes
vorhandenen Wandfresken nicht entfernt werden
durften und kaschiert werden mußten.

Durch die erstmalige Anwendung der
Farbe als selbständiges Raumgestaltungsmittel
versuchte man den Sälen und Durchblicken eine
gewisse Wärme zu verleihen. Von Saal zu Saal
 
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