Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 60.1927

DOI article:
Zimmermann, Ernst: Die ersten deutschen Möbel in Fliessarbeit
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.9255#0430

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die ersten deutschen Möbel in Fließarbeit

SCHNECKMÖBEL. » DREITÜR IGER BÜCHERSCHRANK« DEUTSCHE WERKSTÄTTEN

hier jene Holzhäuser auf, mit ihren nach Nor-
malmaßen zugeschnittenen Teilen, die bei ihrer
Herstellung und Verwendung Arbeit und Zeit
und damit Kosten ersparten. Ihnen schlössen
sich die zuerst auf der Dresdner Jahresschau
1925 dargebotenen, von Bruno Paul konstruier-
ten „Plattenhäuser" an, die gleiche Prinzipien
verfolgten. Jetzt aber haben die „Deutschen
Werkstätten" neue Möbel, gleichfalls „Ma-
schinenmöbel", herausgebracht, bei denen zum
ersten Male nun auch die Fordsche Fließ-Band-
Arbeitweise zur Anwendung gekommen ist, die
auf ganz anderen Prinzipien beruhen, als die
früheren. Sie sind auf der Stuttgarter Werk-
bund-Ausstellung zur Ausstellung gelangt und
werden sicherlich größte Bedeutung gewinnen.

Diese Möbel sind das Ergebnis engster Zu-
sammenarbeit von Karl Schmidt und Professor
Adolf Schneck, des Lehrers an der Stuttgarter
Kunstgewerbeschule, der sich durch die Auf-

machung der deutschen Ab-
teilung der Kunstgewerbe-
ausstellung in Monza einen
Namen gemacht hat. Damit
haben sich hier Kunst und
Technik innig die Hand ge-
reicht, wie dies immer ge-
schehen muß, sofern auf
diesem Gebiet Brauchbares
zustande kommen soll. Das
Ziel, was ihnen vorschwebte,
war: billigste Herstellung un-
ter Wahrung voller Solidi-
tät , vollständiges Zusam-
mengehen von Form und
Technik, größte Einfachheit
in Verbindung mit Rhyth-
mus und sonstiger Harmo-
nie. Richtige Verhältnisse,
aus der Technik herausge-
boren, sind ja die Grundlage
aller Kunst. Sie machen, wie
dies bei uns zuerst wieder
Tessenow am klarsten er-
kannt hat, schon allein ein
Kunstwerk aus, lassen Orna-
mentik, heute so teuer, völlig
entbehrlich erscheinen,zumal
sie ja auch kaum mehr ganz
in unser so sachliches Zeit-
alter hineinpaßt mit ihren Be-
tonbauten , Eisenkonstruk-
tionen und den so folgerich-
tig konstruierten Maschinen.
Schneck aber ist vielleicht
unter den heute lebenden
Künstlern derjenige, der mit
dem feinsten Gefühle für die einfachste Form
auch das für den vollkommensten Ausdruck der
Technik besitzt. So ist der Erfolg nicht aus-
geblieben. Technisch neu aber ist an diesen
Möbeln vor allem, daß ihre Wandungen sämt-
lich aus abwechselnd der Länge und der Quere
nach zusammengeleimten Fournieren bestehen.
Sie können so weder schwinden noch quellen.
Zugleich sind sie auch weit billiger herzustellen
als durch die bisher verwandten Methoden.
Daneben sind die Wandungen auch auf eine
besondere Art zusammengesetzt: statt mittelst
der bisher üblichen Zinken durch eigenartige,
patentierte sogenannte Keildübel, deren Anwen-
dung gleichfalls Arbeitsersparnis bedeutet. Im
übrigen ist alles glatt und einfach gehalten, das
Holz mit Cellonlack gespritzt und poliert. Es
ist so die Schönheit des Holzes, die Sachlichkeit,
der aus dem Technischen heraus entwickelte
Rhythmus, der zum Ausdruck kommt.
 
Annotationen