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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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Zimmermann, Hermann K.: Ein Landsitz am Taunus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0044

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EIN LANDSITZ AM TAUNUS

»GESAMTANSICHT DER SÜDSEITE«

tektonische Gestaltung heranzugehen, und einer
Vorliebe für Formgedanken der mediterranen
Kulturregion — mußte die Aufgabe, in dieser
Umgebung einen Landsitz zu erbauen, in unge-
wöhnlicher Weise entsprechen. Die Villa G.
liegt an der Straße von Cronberg nach Falken-
stein, die hier einen langgestreckten Hang von
mäßiger Steigung in halber Höhe wagrecht teilt,
in eine obere bewaldete Hälfte und eine offene
Talhalde m<t vereinzelten Bäumen und Fels-
brocken. Das Haus liegt wirklich, es hat sich
wie ein Wanderer am Wegrain niedergelassen,
in wohlig entspannter Hinlagerung aller Glie-
der, das Antlitz dem ruhevollen Abgleiten des
jenseitigen Höhenzuges zugewandt, der seitlich
mit dem traumhaft feinen und durchsichtigen
Umriß des Burghügels von Cronberg in ein maß-
voll gehobenes Finale ausklingt. Der Aufbau
von Haus und Garten ist eine einzige — wenn
auch in sich bewegte — Addition von
Horizontalen, die wie breite Federstriche
die senkrechten Kanten überschneiden, straffe

schmale „Augenbrauen" über die Fenstergrup-
pen setzen und die gleichmäßige Struktur des
Geländeanstiegs immer wieder und mit immer
neuen Parallelen unterstreichen, — eine be-
wußte Ausschließlichkeit des Rhythmus, die nur
aufgelockert ist und „Relief" erhält durch ein
fast spielerisch gruppierendes Vor- und Zurück-
treten der Bauteile. Dies alles sind künstle-
rische Mittel, die nicht eigentlich als „archi-
tektonische" bezeichnet werden können; sie
scheinen vielmehr von der skulpturalen oder
zeichnerischen Darstellung des menschlichen
Körpers übernommen. Es handelt sich also hier
um eine im unmittelbarsten Sinne „malerische"
Baukunst.

Diesen Eindruck bestätigt auch die außer-
ordentliche Sorgfalt, die der materialmäßigen
Qualität und Wirkung der äußeren und inneren
Oberflächen gewidmet ist. Die Außenver-
kleidung aus kleinen scharrierten Muschel-
kalkquadern von unregelmäßiger Größe und
Lagerung hat dieselbe „bewegte Glätte" wie
 
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