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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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Born, Wolfgang: Ernst August Mandelsloh
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0084

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74

ERNST AUGUST MANDELSLOH

VON DR. WOLFGANG BORN

Hellfarbige Landschaftspastelle, deren fast
durchsichtige Töne scharf gegeneinander
abgegrenzt sind. Man spürt die lineare Ein-
dringlichkeit eines Künstlers, der sich mit
vollster Aufrichtigkeit Rechenschaft über seine
optischen Erlebnisse gibt. Aber dieser Aufwand
an Fleiß steht im Dienst eines unbedingten
Kunstwollens. Die Bilder Mandelslohs haben
Stil — das steht auf den ersten Blick fest. Ihre
Handschrift ist selbständig. Ihr Aufbau logisch.
Ein bestimmtes Kompositionsprinzip ist ihnen
zu eigen, und gerade dieses Kompositionsprinzip
sagt etwas sehr Wesentliches über die Persön-
lichkeit des Künstlers aus. Durchgehends findet
sich nämlich die Natur in den Rahmen einer
Bühne gespannt. Das „Repoussoir" des Barock,
die Baumkulisse, erhält eine Umdeutung in mo-
dernem Sinne. Die echt architektonische An-
ordnung von Verkürzungen und Blickpunkt so-
wie die übersichtliche Trennung von Vorder-,
Mittel- und Hintergrund tun ein Übriges zur
Verdeutlichung der ein für allemal festgelegten

Raumvorstellung. Der Maler bleibt in einer ge-
wissen Distanz zu den Dingen. Er verhält sich
der Natur gegenüber, wie ein Zuschauer im
Theater zu dem, was er auf der Szene sieht.

Diese Zurückhaltung ist sympathisch er-
wärmt von einer zarten Empfindung, für die es
nichts Geringes auf der Erde gibt. Distanz ist
noch kein Mangel an Menschlichkeit. Im Ge-
genteil: sie zeugt von innerer Sicherheit, von
Beherrschung, von Wissen um das Leben draußen
und drinnen. . . .

Baron Ernst August Mandelsloh war öster-
reichischer Offizier und ist erst nach dem Welt-
krieg Maler geworden. Er hat Jahre lang im
Rheinland zugebracht und lebt derzeit, ganz
auf seine Arbeit zurückgezogen, in Gmunden
am Traunsee im Alpenland Österreichs. Mit
unverbrauchter Energie geht er seinen künstle-
rischen Problemen nach. Er hat zunächst sein
Gebiet abgesteckt. Nun vertieft er sich. Das
Ergebnis ist schon heute im höchsten Maße er-
freulich und gewinnt ständig an Bedeutung. . . .
 
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