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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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Gottlieb, Aurelie: Der Maler Elie Lascaux
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0129

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119

DER MALER ELIE LASCAUX

VON DR. AUREL1E GOTTLIEB

Lascaux wurde gewissermaßen von ungefähr
Maler, hat sich sein Metier als Autodidakt
erworben und ist zeitlebens Außenseiter ge-
blieben. Da er sein Können nicht als Erbe der
Vergangenheit übernommen hatte, so hat er
auch keine rechte Beziehung zu den Kämpfen
und Bemühungen, die als Folge des Gewesenen
unsere Gegenwart füllen. So steht er gleich-
sam außerhalb des geschichtlichen Zusammen-
hangs, dem Gestern nicht verbunden, dem
Morgen nicht verantwortlich; wie es sonst alle
sind, die am Heute weben. Aus diesem Grunde
hauptsächlich wird er, der Nur-Maler, gewöhn-
lich jenen volkstümlichen Auch-Malern, zuge-
zählt, die in ihrer — meistens nur geistigen —
Provinz als Eigenbrödler, zu eigenem Frommen
und „wie ihnen der Schnabel gewachsen ist"
ihre Kunst betreiben. Zu sehen, was in diesen
Menschen, die an der Peripherie ihrer Zeit

wohnen, von den Ideen und Stimmungen der
kulturschaffenden Zentren lebt und wie es sich
in ihnen spiegelt, ist von packendem Interesse.
Vom mehr oder minder großen rein ästhetischen
Genuß, den man, je nach Geschmack, fallweise
an dieser naiven Produktion finden mag, ganz
zu schweigen. Lascaux nun ist in diesen Be-
ziehungen ein nicht genug zu beachtendes Bei-
spiel.

Er ist in Mittelfrankreich, in Limoges ge-
boren. In seiner Jugend war er erst als Zeich-
ner an der berühmten Porzellanmanufaktur
seiner Heimatstadt und dann — bis zum Kriegs-
ausbruch — bei einem Architekten beschäftigt.
Im Herbst des ersten Kriegsjahres als Kriegs-
gefangener in Merseburg interniert, fing er zu
malen an. In jahrelanger Abgeschlossenheit ent-
wickelte er seine künstlerische Sprache. Als er
dann, heimgekehrt, seinen früheren Beruf auf-

XXXV. Juni 1932. 2.
 
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