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DURCHBLICK ZU DEN GRENZEN. Nein,
die Welt, die der Künstler zeigt und in der
er lebt, ist keine ,,andere" Welt als die unsre
— sie ist nur „durchschaut" auf die lernen,
großen Kräfte, die an ihrem Rande stehen und
das Ganze durchwirken. Die Welt der Künstler
ist genau der freundliche Garten oder die
mühebeladene Alltäglichkeit, in denen wir uns
bewegen — aber gesehen in ihrem „mythischen
Befund", in ihrer Bezogenheit auf die unbe-
dingten „Mächte". Der Durchblick zu den
Grenzen, das Hereinglänzen von göttlichem
Licht, das Heraufwölken von endgiltigem
Dunkel, der mythische Hintergrund, das sind
die Merkmale der vom Künstler geschilderten
Welt. Das Endgiltige scheint ins Endliche her-
ein. Der Sachbestand der uns vertrauten Welt
wird dadurch nicht gestört, aber das Licht, das
darüber liegt, ist anders, und der Inhalt, der
die Formen füllt, ist ernster, gleichsam feuriger.
Ruhe ist da, aber wie aus Unruhe und Kampf
gemacht, und leise wetterleuchtet Gefahr über
der Idylle: das ist Welt des Künstlers.
Man kann die Behauptung wagen, daß sich
von hier aus ein Maßstab für den geistigen Rang
der Kunstwerke ergibt. Je gefühlter der „Durch-
blick" zu den Grenzen ist, je mehr er als wirk-
licher Lebensbestandteil bei vollem Gefühl für
die unantastbare Wirklichkeit unsrer Welt er-
scheint, desto höher ist der Rang des Werkes,
denn desto Wertvolleres leistet es für die wirk-
liche Ansiedlung des Menschen auf seiner Erde
mit dem Wissen um das, was sie als Ring von
Kraftzentren umgibt................w.M.
EL1E LASCAUX-PARIS. »JAPANISCHER GARTEN« 1928
DURCHBLICK ZU DEN GRENZEN. Nein,
die Welt, die der Künstler zeigt und in der
er lebt, ist keine ,,andere" Welt als die unsre
— sie ist nur „durchschaut" auf die lernen,
großen Kräfte, die an ihrem Rande stehen und
das Ganze durchwirken. Die Welt der Künstler
ist genau der freundliche Garten oder die
mühebeladene Alltäglichkeit, in denen wir uns
bewegen — aber gesehen in ihrem „mythischen
Befund", in ihrer Bezogenheit auf die unbe-
dingten „Mächte". Der Durchblick zu den
Grenzen, das Hereinglänzen von göttlichem
Licht, das Heraufwölken von endgiltigem
Dunkel, der mythische Hintergrund, das sind
die Merkmale der vom Künstler geschilderten
Welt. Das Endgiltige scheint ins Endliche her-
ein. Der Sachbestand der uns vertrauten Welt
wird dadurch nicht gestört, aber das Licht, das
darüber liegt, ist anders, und der Inhalt, der
die Formen füllt, ist ernster, gleichsam feuriger.
Ruhe ist da, aber wie aus Unruhe und Kampf
gemacht, und leise wetterleuchtet Gefahr über
der Idylle: das ist Welt des Künstlers.
Man kann die Behauptung wagen, daß sich
von hier aus ein Maßstab für den geistigen Rang
der Kunstwerke ergibt. Je gefühlter der „Durch-
blick" zu den Grenzen ist, je mehr er als wirk-
licher Lebensbestandteil bei vollem Gefühl für
die unantastbare Wirklichkeit unsrer Welt er-
scheint, desto höher ist der Rang des Werkes,
denn desto Wertvolleres leistet es für die wirk-
liche Ansiedlung des Menschen auf seiner Erde
mit dem Wissen um das, was sie als Ring von
Kraftzentren umgibt................w.M.
EL1E LASCAUX-PARIS. »JAPANISCHER GARTEN« 1928