131
ANNOT-BERLIN
GEMÄLDE »PONYS«
GEMÄLDE VON ANNOT
Die graziöse Kühnheit dieser Malerei spannt
einen nicht alltäglichen Elan der Farbe
und des fegenden Hinstrichs höchst reizvoll
mit spielerischen Impulsen zusammen. Es er-
gibt sich die eigentümliche Verbindung einer
zugleich großzügigen und witzig aufsprühenden
Art, das recht persönliche Ineinander von aus-
druckskräftiger Verve und kapriolierender Lie-
benswürdigkeit. Wobei es auf das einmütige
Wesen, auf die organische Verquickung der
beiden Elemente ankommt.
Nehmen wir die hier abgebildete Spanierin
mit dem Sonnenschirm. Die breitflächige An-
lage der Gesichtsformen, der Arme, des lang
herabfallenden Schals zeigt einen Schwung der
Diktion, der sich unverzagt über alle Einzelheit
der Erscheinung hinwegsetzt. Ein Sehen und
Bilden in strömenden Komplexen. Alles ist in
temperamentvollen Würfen äußerst unklein-
lich und überlegen erdeutet. Schatten und Licht
fahren beinahe ungestüm drein und wischen
leuchtende Bahnen ins Bild. Die flächigen Ver-
breiterungen haben gar nichts Lastendes an
sich, ihr Bewegungsgehalt läßt sie gleiten, wie
fließendes Band blitzen. Das Massige dieser
Sprache sammelt den Formenzug, ohne ihn je
stocken zu lassen; es entstammt keinem
schweren Mut, sondern der malerischen Ver-
wegenheit, und es schmeidigt sich, indem es
einen seidig spiegelnden Glanz mitführt, zu
besonderer bravouröser Eleganz. Dem flutenden
Duktus aber gesellen sich die flinken kleinen
Motive der Halskette, der Stuhlverzierung, vor
allem des Fransengeplätschers am Schirm. Und
eben dies Kichern und Hüpfen leicht hinge-
streuter Punkte, deren reizende Keckheit aus
dem kühnen Schwung der Malweise gleichsam
als deren Diminutiv abgezweigt erscheint, voll-
endet erst die Faszination des Bildes.
Man wird allenthalben in der Kunst der Annot
dieses entschlossene, zügige Handeln finden,
dessen Impetus sich mit so ein paar abge-
ANNOT-BERLIN
GEMÄLDE »PONYS«
GEMÄLDE VON ANNOT
Die graziöse Kühnheit dieser Malerei spannt
einen nicht alltäglichen Elan der Farbe
und des fegenden Hinstrichs höchst reizvoll
mit spielerischen Impulsen zusammen. Es er-
gibt sich die eigentümliche Verbindung einer
zugleich großzügigen und witzig aufsprühenden
Art, das recht persönliche Ineinander von aus-
druckskräftiger Verve und kapriolierender Lie-
benswürdigkeit. Wobei es auf das einmütige
Wesen, auf die organische Verquickung der
beiden Elemente ankommt.
Nehmen wir die hier abgebildete Spanierin
mit dem Sonnenschirm. Die breitflächige An-
lage der Gesichtsformen, der Arme, des lang
herabfallenden Schals zeigt einen Schwung der
Diktion, der sich unverzagt über alle Einzelheit
der Erscheinung hinwegsetzt. Ein Sehen und
Bilden in strömenden Komplexen. Alles ist in
temperamentvollen Würfen äußerst unklein-
lich und überlegen erdeutet. Schatten und Licht
fahren beinahe ungestüm drein und wischen
leuchtende Bahnen ins Bild. Die flächigen Ver-
breiterungen haben gar nichts Lastendes an
sich, ihr Bewegungsgehalt läßt sie gleiten, wie
fließendes Band blitzen. Das Massige dieser
Sprache sammelt den Formenzug, ohne ihn je
stocken zu lassen; es entstammt keinem
schweren Mut, sondern der malerischen Ver-
wegenheit, und es schmeidigt sich, indem es
einen seidig spiegelnden Glanz mitführt, zu
besonderer bravouröser Eleganz. Dem flutenden
Duktus aber gesellen sich die flinken kleinen
Motive der Halskette, der Stuhlverzierung, vor
allem des Fransengeplätschers am Schirm. Und
eben dies Kichern und Hüpfen leicht hinge-
streuter Punkte, deren reizende Keckheit aus
dem kühnen Schwung der Malweise gleichsam
als deren Diminutiv abgezweigt erscheint, voll-
endet erst die Faszination des Bildes.
Man wird allenthalben in der Kunst der Annot
dieses entschlossene, zügige Handeln finden,
dessen Impetus sich mit so ein paar abge-