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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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Pfister, Kurt: Gegen hochwertige Kunstankäufe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0193

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h. h. graf v. merveldt - paris

GEGEN HOCHWERTIGE KUNSTANKÄUFE

Der Reichsverband bildender Künstler hat an
die Reichsregierung eine Eingabe gerichtet,
dahingehend, daß keine öffentlichen Mittel mehr
zum Ankauf ausländischer Künstler verwendet
werden sollen; für den Ankauf von Werken ver-
storbener deutscher Künstler soll eine Höchst-
grenze von 10 000 M. festgesetzt werden. Aus-
gangspunkt dieser Anregung war der in letzter
Zeit viel diskutierte, allerdings schon vor vier
Jahren betätigte Ankauf von van Goghs
„Garten Daubignys" durch die Berliner National-
galerie in Höhe von 230 000 M., ein Preis, der
allerdings, obschon damals eine gegenüber heute
durchaus andere Kunstmarktsituation gegeben
war und obschon es sich hier um eines der
besten Werke des Meisters handelt, als außer-
ordentlich hoch bezeichnet werden muß. Man
erinnert in diesem Zusammenhang an andere
hohe Summen, die von der öffentlichen Hand

für Kunstwerke bezahlt worden sind; so hat das
Berliner Antiquarium 1913 für die „Attische
Göttin" eine Million, das Kaiser - Friedrich-
Museum 1914 für die „Anbetung der Könige"
des Hugo van der Goes die gleiche Summe aus-
gegeben, das Museum in Hannover in der Nach-
kriegszeit einen alten Altar mit 240 000 M., die
Hamburger Kunsthalle Manets „Nana" mit gegen
400 000 M., das Folkwang - Museum in Essent
Manets Porträt des Sängers Faure als Hamlet
mit annähernd 300 000 M. bezahlt. Der aus:
der gegenwärtigen wirtschaftlichen Notlage der
Künstlerschaft verständliche Appell erscheint
nicht stichhaltig, da einmal der Ankauf großer
Kunstwerke der Vergangenheit nicht unter
sozial - charitativen Gesichtspunkten beurteilt
werden kann und vor allem weil heute in
Deutschland keine Beträge für derart gewichtige
Kunstankäufe zur Verfügung stehen. . k. pfister.
 
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