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H. H. GRAF v. MERVELDT-PARIS
GEMÄLDE »MART1GNES« 1931
HANS HUBERTUS GRAF VON MERVELDT
VON DR. FRITZ NEUGASS
Starke künstlerische Temperamente mit großer
Durchschlagskraft und zielbewußter Ent-
wicklung finden auch heute noch, trotz aller
Krisenzeiten, verdiente Anerkennung und den
Weg zum Erfolg. Obwohl die Bilder des Grafen
Merveldt eine ganz eigene und von aller Aka-
demietradition unabhängige Note zeigen, wurde
ihm, dem kaum Dreißigjährigen, der staatliche
Rompreis zuerkannt und zugleich hat ihn die
Berliner Sezession als Mitglied aufgenommen.
Die Stärke seiner künstlerischen Ausdrucks-
fähigkeit beweist die völlige Unabhängigkeit
von allen Schuleinflüssen, die er in seiner
Jugend erfahren hatte. Er lernte viel in seinem
Leben, war stets für die Einflüsse empfänglich,
die auf ihn einströmten und wußte sie sich nutz-
bar zu machen, ohne sich in ihnen zu verlieren.
Mehr als seine direkten Lehrer half Cezanne
bei seinem künstlerischen Wachstum. Merveldt
gewann jene kristallhaft klare Form der Kom-
position, wie sie der letzten Periode Cezannes
eigen war. Die Farben sind jedoch durch-
glühter, sinnlicher und überwiegen im Gesamt-
bild alle konstruktiven Elemente, die bei
Cezanne noch oft, wie im Rohbau in Erschei-
nung traten. Aber Merveldt findet seine For-
men leichter, ist weniger gequält und nicht so
konstruktivistisch. Er arbeitet sicher und in-
tuitiv und darin zeigt sich bei ihm der wahre
Künstler, daß er nie in Problemen stecken
bleibt und immer eine Lösung findet. Seine
Studienjahre in Paris waren für ihn ein starkes
Erlebnis. Er — der jüngste Sproß eines alten
westfälischen Geschlechts — verliert in Paris
H. H. GRAF v. MERVELDT-PARIS
GEMÄLDE »MART1GNES« 1931
HANS HUBERTUS GRAF VON MERVELDT
VON DR. FRITZ NEUGASS
Starke künstlerische Temperamente mit großer
Durchschlagskraft und zielbewußter Ent-
wicklung finden auch heute noch, trotz aller
Krisenzeiten, verdiente Anerkennung und den
Weg zum Erfolg. Obwohl die Bilder des Grafen
Merveldt eine ganz eigene und von aller Aka-
demietradition unabhängige Note zeigen, wurde
ihm, dem kaum Dreißigjährigen, der staatliche
Rompreis zuerkannt und zugleich hat ihn die
Berliner Sezession als Mitglied aufgenommen.
Die Stärke seiner künstlerischen Ausdrucks-
fähigkeit beweist die völlige Unabhängigkeit
von allen Schuleinflüssen, die er in seiner
Jugend erfahren hatte. Er lernte viel in seinem
Leben, war stets für die Einflüsse empfänglich,
die auf ihn einströmten und wußte sie sich nutz-
bar zu machen, ohne sich in ihnen zu verlieren.
Mehr als seine direkten Lehrer half Cezanne
bei seinem künstlerischen Wachstum. Merveldt
gewann jene kristallhaft klare Form der Kom-
position, wie sie der letzten Periode Cezannes
eigen war. Die Farben sind jedoch durch-
glühter, sinnlicher und überwiegen im Gesamt-
bild alle konstruktiven Elemente, die bei
Cezanne noch oft, wie im Rohbau in Erschei-
nung traten. Aber Merveldt findet seine For-
men leichter, ist weniger gequält und nicht so
konstruktivistisch. Er arbeitet sicher und in-
tuitiv und darin zeigt sich bei ihm der wahre
Künstler, daß er nie in Problemen stecken
bleibt und immer eine Lösung findet. Seine
Studienjahre in Paris waren für ihn ein starkes
Erlebnis. Er — der jüngste Sproß eines alten
westfälischen Geschlechts — verliert in Paris