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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0595
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Belege zu Kapitel VI.

2S1*

von allerlei Legenden enthaltend, zu Beginn des 12. Jahrhunderts (XI 18ff.
bald nach der Judenhetze von 1096) von einem aus Niederfranken (Gegend
von Mörs) gebürtigen Manne in Süd-Mittelfranken (Moselgegend) verfasst
worden, dann (wie die Donaueschinger Bruchstücke zeigen) bald auch nach
Oberdeutschland gekommen (X 402 f.).

Quelle: 6 nach Schoenbach und Palme direkt, nach Scherer und Busch
indirekt (letzterer nimmt für das Legendär im ganzen wörtliche Über-
tragung aus einer Niederschrift mündlicher Vorträge an). Könnte es nicht
auch umgekehrt sein, dass 13 direkt 1 oder 2 benutzt und in 6, das dann
erst c. 1200 zu setzen wäre, eine lateinische Rückübersetzung zu sehen
wäre? Büschs Hypothese steht auf sehr schwachen Füssen: im jetzigen
deutschen Text (Fragmente!) nicht zu verifizierende Rückverweisungen und
eine Anspielung auf Job. 2118, deren Kürze moderner Bibelunkenntnis be-
fremdlich scheinen mag, die aber jener Zeit geläufig und verständlich war.
Zu Grunde liegen dieser Hypothese eigentlich zwei unerwiesene Voraus-
setzungen, dass Belesenheit und Verworrenheit sich nicht in einem Kopfe
vertragen, und dass die geistlichen Dichter jener Zeit durchaus unselbständig
sind, wogegen schon der wilde Mann energisch protestiert. Es scheint viel-
mehr, dass der Lateiner (6) Andeutungen von 13 mehrfach ausdeutet. Man
vergleiche v. 25—32.

(25) Alse se ix vore ine drog, sän her the godes genäthe untsof.

Se bat tho Tiberium then herren, that her then buch up wolde leieren.

Tho her thaz gedän liarodo, (30) that bilethe se up ine legede.

In ther seif er stunt u-art ther Imming tcole gesunt.

und et cum rex imaginem inspiceret, statim fades eins et totum eaput et
guttur et ambae manus α lepra mundatae sunt, tunc Vcrouilla regem
supinum iaeere petiit et oculos imaginis domini super ocalos regis et os
super os eins et manus super manus et pedes super pedes eius posuit et
statim omne corpus eius α lepra mundatum est et caro eius sieut caro
tenerrimi infantis facta est.

Diese doppelte Heilung (beim Anblick und durch Berührung) scheint
durch ein Missverständnis von v. 25 veranlasst, ebenso die Vorstellung,
dass es sich um ein Bild in ganzer Figur auf einer sindon (statt döcho)
handelt, aus v. 30 herausgelesen. Ahnlich verhält es sich mit Pilatus'Tod:
13 Pilatus wird auf des Kaisers Befehl getötet, 6 imperator Pilatum mitti
in carcerefm ligatum tarn dirum iussit, ut sine ietu gladiorum se vertere
non posset, et iussit ut nemo ei ad manducandum dedisset, ut iam et siti
perisset. et cum diutius famem tolerare nequierat, gladio volens oeeubuit et
eius ietu interiit. Das ist Verschmelzung von 13 mit der eusebianischen
Überlieferung!

14. c. 1150. [Johannes de Garlandia?] Carmen de Pilato.

codd: Mon. lat, 4409; 237; 4413; Vind. pal. 303; 3233; Strassb. Johann
C 102. 105; Erfurt. Poet. 29; Heimst. (Mon. germ. 50 f. 127' sc. XV Anfang
eines lat. Prosa-Kommentars dazu), edit: Hain 13008. Mone, Anzeiger f.
Kunde d. deutschen Vorzeit IV, 1835, 424—433 (nach Strassb.); VII, 1S38,
 
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