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Enders, Siegfried R. C. T.; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Wetteraukreis : 1 — Braunschweig: Vieweg, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.48765#0060
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Büdingen


Die wirtschaftliche und administrative Funktion der Burg brachte es mit
sich, daß sich in südwestlicher Richtung, ebenfalls im Schutz des Seemen-
baches eine Burgmannensiedlung (Schloßgasse) entwickelte und jenseits
am Rand des Reichsforstes »hinter der Burg« eine Ansiedlung von Waldleu-
ten (Kellergasse). 1330 erfolgt die Marktrechtsverleihung an die bereits 1321
als »Stadt« bezeichnete Altstadt. Mitte des 14. Jhs. ist die Befestigung dieses
Stadtteils mit Wall und Graben, einer Mauer mit Wehrgang und Tortürmen
abgeschlossen.
Da die Altstadt offenbar schon gegen die Mitte des 14. Jhs. keinen Platz mehr
bot, entstand in nördlicher Richtung zum Hang hin eine neue Ansiedlung
vor allem wohl von Handwerkern. Auch dieser Stadtteil ist regelmäßig
errichtet mit rechtwinklig aufeinanderstoßenden Straßen und ausgerich-
tet auf den großen Querrijegel des Dammes, der zuerst Alt- und Neustadt
trennte und erst später, nach seiner Einebnung, um 1628 Marktplatz wurde.
Um 1390 ist die Befestigung der Neustadt vollendet. Gleichzeitig erhält die
Neustadt die gleichen Rechte wie die Altstadt. 1428 erfolgte die Vereinigung
von Neustadt und Altstadt. Unter Ludwig II. von Ysenburg (1461-1511) wur-
den beide Stadtteile auch festungsmäßig vereinigt. Dabei wurden die alten
Befestigungsanlagen teilweise integriert und mit einem System von
Mauer-, Turm- und Zwingeranlagen umgeben. Hierbei kamen modernste
fortifikatorische Gesichtspunkte zum Tragen, die auf Kenntnis zeitgenös-
sischer italienischer Traktate und Beispiele schließen lassen (großes Boll-
werk). Im »Jerusalemer Tor«, das den krönenden Abschluß der sich von
1490-1503 hinziehenden Arbeiten bildet, ist sicher nicht unbewußt gleich-
zeitig das Triumphbogenmotiv mitbenutzt. Die Bürgerschaft hatte die Pfor-
ten, Brücken, Gräben und Mauern baulich zu unterhalten und die wehr-
fähige Mannschaft zu stellen (nach einem Verzeichnis von 1544 — 234
Schützen).
Der politische Typus der Stadt war eigentümlich zwischen Residenz- und
autonomer Bürgerstadt angesiedelt. Über das Stadtregiment übte jedoch
die Herrschaft einen starken Einfluß aus. Der Schultheiß wurde von ihr be-

Städtebauliche Entwicklung
Schloß 12. Jh.
Altstadt, 1321 »Stadt«, ca. 1350 Fertig-
stellung der Befestigung.
Neustadt, um 1390 Fertigstellung der
Befestigung.
Neue Befestigungsanlage für die 1428
vereinigten Stadtteile 1490-1503.
Vorstadt, 1712-1725.

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