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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Landkreis-Hersfeld-Rotenburg: 1, (Alheim bis Kirchheim) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49723#0179
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Breitenbach

Erläuterungen zu Karte 3 (M 1 : 50 000)
Gemeinde Breitenbach am Herzberg
Die Gemeinde Breitenbach, am äußer-
sten südwestlichen Zipfel unseres Krei-
ses gelegen, kam mit ihren fünf Ortstei-
len Breitenbach, Gehau, Hatterode,
Machtlos und Oberjossa erst nach einer
erneuten Gebietsreform 1972 zum
Kreis Hersfeld-Rotenburg hinzu. Bis
dahin hatte die Gemeinde zu dem im
Schwalm-Eder-Kreis aufgegangenen
Kreis Ziegenhain gehört.
Die Gemeinde wählte ihren Namen
nach dem Hauptort Breitenbach, dem
Sitz der Gemeindeverwaltung. Zur Un-
terscheidung von einem weiteren,
ebenfalls im Kreis Hersfeld-Rotenburg
gelegenen Breitenbach führen hier
Ortsteil und Gemeinde den Zusatz: am
Herzberg. Dieser Berg, eine 508 m hohe
Basaltkuppe, liegt südwestlich des Orts-
teiles Gehau. Seine einstige strategisch
wichtige Bedeutung an der „Durch die
kurzen Hessen“ genannten alten Hee-
resstraße Frankfurt-Alsfeld-Hersfeld
veranschaulicht eindrucksvoll die auf
seiner Höhe errichtete Burg Herzberg.
1298 erstmalig urkundlich erwähnt,
wurde sie in den folgenden Jahrhunder-
ten mehrfach um- und ausgebaut. Um
1370 war die Burg Hauptstützpunkt des
Sternerbundes, eines Bündnisses auf-

ständischer Adliger unter der Führung
der Grafen von Ziegenhain gegen die
hessischen Landgrafen. Ihre heutige
kraftvolle Gestalt verdankt die Burg
Hans Jakob von Ettlingen, der u.a. auch
die Wasserburg in Friedewald (s.d.) er-
baute. Mit der Hochburg auf dem Herz-
berg zeigt der hessische Festungsbau-
meister eines seiner interessantesten
Werke. Die Burg, zunächst als Lehen
vergeben, gehört seit 1477 zu dem von
Dörnbergschen Besitz, zu dem auch die
beiden barocken Herrenhäuser im Orts-
teil Breitenbach zählen.
Gegen „Schutzgeld“ siedelten in Brei-
tenbach auch Juden. Ihre heute umge-
baute ehemalige Synagoge und ihr klei-
ner Friedhof sind im Ort bewahrt wor-
den.
Durch Breitenbach, das 1317 „Breyden-
bach apud stratam“ genannt wird, führt
die heutige Bundesstraße 62. An ihr
liegt in westlicher Richtung Gehau
(1327 als Gehouge urkundlich er-
wähnt), in östlicher Richtung der Orts-
teil Oberjossa. Machtlos (1372: Macht-
ulffis) jenseits der Bundesautobahn A
48 und am Fuß des Sendeturms auf
dem Rimberg bildet den nördlichsten,
Hatterode diesseits der Jossa und der

Eisenbahntrasse den südlichsten Ge-
meindeort. Seine Lage hat Hatterode ei-
ne wechselvolle Geschichte beschert:
mal diesseits mal jenseits der hessi-
schen Grenze gelegen, gehörte es wie-
derholt zum Bistum Fulda.
Vier Dörfer siedelten in Tälern an Fluß-
läufen: Gehau und Breitenbach am
Breitenbach, Hatterode und Oberjossa
an der Jossa, die östlich der Gemeinde-
grenze in die Fulda mündet. Einzig
Machtlos ist höher gelegen, an einem
Zulauf zur Ibra, die durch die nördlich
anschließende Gemeinde Kirchheim
fließt.
Der Fachwerk-Bestand in der Gemein-
de Breitenbach ist sehr gut. Häufiger als
im übrigen Kreisgebiet findet sich hier
die Mannfigur, bei der die Fußstrebe
durch eine Gegenstrebe ausgesteift
wird. Unter den Hofformen sei auf die
beiden bemerkenswerten vierseitig um-
bauten Hofanlagen von 1799 bzw. 1843
in Oberjossa aufmerksam gemacht. In
Gehau hat sich mehrfach die mit Raute
und Stern verzierte z.T. quergeteilte
Haustür erhalten. Und auf dem dorti-
gen Friedhof findet sich eine reizvolle
1712 in Fachwerk erstellte Kapelle.

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