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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Landkreis-Hersfeld-Rotenburg: 1, (Alheim bis Kirchheim) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49723#0404
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Hohenroda

Karte von 1858


Erläuterungen zu Karte 9 (M 1 : 50 000)
Gemeinde Hohenroda
In der südöstlichsten Ecke des Kreisge-
bietes an der Grenze zur ehemaligen
DDR liegt die seit 1972 bestehende Ge-
meinde Hohenroda, die sich aus Ort-
steilen des Altkreises Hersfeld und des
Altkreises Hünfeld zusammensetzt.
Die südliche Gemeindegrenze wurde
nach dieser Gebietsreform zugleich
Grenze zum Landkreis Fulda. Ihren
Namen leitet die Gemeinde vom ehe-
maligen Hofgut Hohenroda nördlich
vor Oberbreitzbach her. Zu ihr gehören
insgesamt die sechs Ortsteile:
Ausbach, Glaam, Mansbach, Ober-
breitzbach, Ransbach und Soislieden.
Die Nord-Südausdehnung des Ge-
meindegebietes ließ es ratsam erschei-
nen, den Sitz der Gemeindeverwaltung
in das Gebietszentrum zu legen: so
wurde Oberbreitzbach Gemeindemit-
telpunkt, obwohl die beiden nördlich
zwischen Landecker Berg (505 m) und
Stockig (350 m) gelegenen Orte Aus-
bach und Ransbach weitaus bedeuten-
der, der südlich in der landschaftlich
reizvollen Vorderrhön gelegene Ortsteil
Mansbach aber der historische Bezugs-
punkt der Region ist. Die Herren von
Mansbach, die derbuchonischen Ritter-
schaft angehörten, versuchten wie die
Herren von Buchenau oder Wehrda (s.

Haunetal) über Jahrhunderte hinweg
gegenüber dem weltlichen Landes-
herrn, den hessischen Landgrafen ei-
nerseits und den geistlichen Territorial-
fürsten, den Äbten von Hersfeld und
Fulda andererseits, ihre Selbständigkeit
in diesem Grenzraum kriegerisch zu
behaupten. Wiederholt wurde ihr
Stammsitz, die von Wällen umgebene
Alte Burg (oder Eulenburg) zerstört,
wiederaufgebaut, erneut zerstört und
dann 1936 abgerissen. Doch der 1569 er-
baute Oberhof, die 1577 gebaute Wil-
helmsburg (= das spätere Schloß Gey-
so) und das Sommerschloß sind im Ort
bewahrt. Von 1364 bis 1816 besaßen die
Herren von Mansbach das Gericht. Die
Gerichtslinde unterhalb der Burg wur-
de erst vor rund einem Jahrzehnt besei-
tigt. Die evangelische Pfarrkirche in
Mansbach ist die älteste erhaltene der
im Kreis Hersfeld-Rotenburg reich ver-
tretenen, prächtig ausgemalten osthes-
sischen Barockkirchen vom Typus der
Rotenburger Schloßkapelle. Nach dem
30jährigen Krieg ließen sich in Mans-
bach unter dem „Schutz“ des ortsansäs-
sigen Adels auch jüdische Deutsche
nieder. Doch während des Dritten Rei-
ches, das Mansbach zum Standort für
das Reichsremonte-Amt wählte, wur-

den sie gezwungen, ihren Besitz zu ver-
kaufen und Mansbach zu verlassen. In
der Judengasse, die heute Oststraße
heißt, stand ihre 1973 abgerissene Syn-
agoge von 1717. So kann heute unter
den Zeugnissen jüdischer Kultur nur
der kleine, nach 1945 wiederhergestellte
Friedhof aufgeführt werden, der östlich
vor dem Ort, religiösen Vorschriften
entsprechend, in Bachnähe liegt.
Westlich von Mansbach, am Osthang
des 630 m hohen Soisberges, ist Soislie-
den angesiedelt, das mit dem Ortsteil
Glaam, welcher nordöstlich vor Ober-
breitzbach liegt, zu den kleinsten Orten
der Gemeinde zählt. Von denkmalpfle-
gerischem Interesse sind in Ransbach
(1254 als Ranspach) die Fachwerkbau-
ten aus dem 18. und 19.Jh. sowie die
einstige Gerichtsstätte vor der Evangeli-
schen Pfarrkirche. Ausbach (1330 als
Uspach), war bis um 1861 ein locker be-
siedeltes regelloses Haufendorf, in dem
sich die Kirche inmitten des Wehrkirch-
hofes mit erhaltener Ringmauer leicht
ausmachen ließ. Besiedelungsverdich-
tung (19.Jh.), die Ortsausweitung
(20.Jh.), Ortskernsanierung und Stra-
ßenausbau (1973 abgeschlossen) haben
das Ortsbild von Ausbach nachhaltig
verändert.

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