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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Landkreis-Hersfeld-Rotenburg: 1, (Alheim bis Kirchheim) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49723#0365
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Heringen

Erläuterungen zu Karte 8 (M 1 : 50 000)
Gemeinde Heringen
Im Osten des Kreisgebietes zwischen
den Ausläufern des Thüringer Waldes
und des Seulingswaldes liegt die Ge-
meinde Heringen mit ihren acht Orts-
teilen:' Bengendorf, Herfa und Herfa-
grund, Heringen, Kleinensee, Leim-
bach, Lengers, Widdershausen sowie
Wölfershausen.
Heringen ist Zonengrenzgemeinde.
Die jeweils östlichen Gemarkungsgren-
zen von Kleinensee, Widdershausen,
Leimbach, Heringen und Lengers wa-
ren zugleich Grenze zur DDR. Seit 1945
war damit also die alte Verbindung von
Heringen über Berka und weiter nach
Eisenach abgeschnitten. Im Tal der Her-
fa, die in west-östlicher Richtung das
Gemeindegebiet durchfließt, dabei süd-
lich vom Waltersberg, nördlich von der
Höhe des Schwarzenberges bei Herfa-
grund eng eingeschnürt wird, liegt der
nach dem Bach benannte Ortsteil Herfa
mit Herfagrund. In einem Herfa-Sei-
tental, im Tal der Tauben Herfa, das der
Höneberg (354,7 m) und der Plessen-
berg begleiten, findet sich Bengendorf.
Das Wasser der Tauben Herfa, die be-
reits in der 1003 ausgefertigten Schen-
kungsurkunde über den „Eherinevirst“
genannt wird, läuft heute zum Gutteil
durch unterirdische Leitungen. Es
fließt bei Wölfershausen in den Herfa-
bach, der wiederum hier in die Werra
mündet. In diesem sich weitenden
Mündungsgebiet ist Wölfershausen an-
gesiedelt. Am rechten Ufer der Werra
liegen Lengers und die Stadt Heringen,
an ihrem linken Ufer Widdershausen
und an einem kleinen rechten Werra-
nebenfluß Leimbach. Kleinensee sie-
delte am Fuß eines östlichen Ausläufers
des Seulingswaldes. Im 18.Jh. wurde
der Seulingsee, nach dem das Dorf be-
nannt ist, trockengelegt.
Wirtschaftliche Grundlage des Gebie-
tes waren im 18. und im 19. Jh. außer der
Landwirtschaft vor allem die Köhlerei,

d.h. also die Herstellung von Holzkoh-
le, die für die Salzgewinnung in Bad
Sooden-Allendorf (Kreis Werra-Meiß-
ner) und für die Werkzeugschmieden in
Schmalkalden benötigt wurde. Noch
heute finden sich in den Wäldern um
Herfa viele Meilerplätze. In Heringen
wurde durch Leinenweberei und Korb-
macherei hinzuverdient. Gegen Ende
des 19.Jh. blühte dann die Kali-Indu-
strie auf. 1896 wurden im Herfatal in
678 m und 735 m Tiefe Kalilager gefun-
den, die durch die Doppelschachtanlage
Herfa und Neurode seit 1911 erschlos-
sen wurden. Die Förderung ruhte zwi-
schen 1920 und 1950. Im Jahr 1967 wur-
den diese Werksanlagen zusammen mit
der Schachtanlage Heringen (Abbau
seit 1911) und der Grube Wintershall
(Abbau seit 1903) dem „Kaliwerk Win-
tershall“ zugeschlagen. Während der
letztgenannte Betrieb in Heringen heu-
te noch Kali und Salz fördert, wurde
Herfa-Neurode 1971 endgültig stillge-
legt. Seither dienen die Stollen als Un-
tertage-Deponie für Sondermüll, der in
Stahlblechfässern angeliefert und ein-
gelagert wird. Die Zufahrtsstraße von
Friedewald her wurde ausgebaut, um
eine sichere Fahrt der Lastzüge zur
Mülldeponie zu gewährleisten.
Weithin sichtbar erhebt sich in Herin-
gen der vom Werk Wintershall aufge-
schüttete weiße Kaliberg, eine Halde,
die bei ihrer längsten Ausdehnung ei-
nen Durchmesser von etwa 320 m er-
reicht. Heringen, dem 1977 durch die
Hessische Landesregierung Stadtrecht
verliehen wurde, ist Sitz der Gemeinde-
verwaltung. Das auf einem Uferhang
angelegte, einst regellos gewachsene
Haufendorf entwickelte sich um die
Jahrhundertwende zu einer Kali-Indu-
striesiedlung beiderseits der Werra, und
nach dem Zweiten Weltkrieg dehnte
sich die Ortslage in östlicher Richtung
sehr weit aus.


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