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Kemp, Ellen; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Landkreis-Hersfeld-Rotenburg: 1, (Alheim bis Kirchheim) — Braunschweig: Vieweg, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.49723#0290
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Haunetal

Erläuterungen zu Karte 7 (M 1 :50 000)
Gemeinde Haunetal
Haunetal ist die südlichste Gemeinde
im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Die 1971
entstandene Großgemeinde setzt sich
aus 15 Ortsteilen zusammen, von denen
drei, nämlich Holzheim, Kruspis und
Stärklos, aus dem Altkreis Hersfeld
stammen, die anderen 12 dagegen vor
der Gebietsreform zu dem im Land-
kreis Fulda aufgegangenen Kreis Hün-
feld zählten. Dies sind:
Hermannspiegel, Odensachsen, Mü-
senbach, Meisenbach, Mauers, Neukir-
chen, Rhina, Ober- und Unterstoppel,
Wehrda, Schletzenrod und Wetzlos. Im
Tal der Haune, die windungsreich das
Gemeindegebiet von Süden nach Nor-
den durchfließt, siedelten die Dörfer:
Rhina, Neukirchen, Mauers, Meisen-
bach und Müsenbach, sowie Odensach-
sen und Hermannspiegel, an dessen
Flurgrenze nördlich die Gemeinde
Hauneck (s.d.) anschließt. Für beide
Gemeinden, Hauneck und Haunetal,
bildet die rechts der Haune auf dem
524 m hohen Stoppelsberg gelegene
Burg Hauneck den historischen Be-
zugspunkt. Die Burg wurde als Besitz
der Herren von Haune, die sich zwi-
schen den geistlichen Territorien Hers-
feld und Fulda zu behaupten versuch-
ten, 1397 zum ersten Mal urkundlich er-
wähnt, fiel 1409 durch Kauf an Hessen
und war seitdem Mittelpunkt und Sitz
des Amtes Hauneck. Zu diesem Ge-
richts- und Verwaltungsbezirk gehörten
die Dörfer: Ober- und Unterstoppel (ab
1409), Kruspis, Holzheim, Rhina (alle
ab 1555) sowie Stärklos (ab 1680). Nach
vorausgegangener Zerstörung durch
benachbarte Ritterschaften, ließ sie
Landgraf Heinrich III. 1482-89 von sei-
nem Festungsbaumeister Hans Jakob
von Ettlingen (vgl. Burg Herzberg in der
Gemeinde Breitenbach und Burg Frie-
dewald) zur Vogteiburg ausbauen, die
als uneinnehmbar galt. Doch wohl wäh-
rend des 30jährigen Krieges wurde die
Burg Ruine. Der Sitz des Amtes Hau-
neck, das seit 1778 auch die Gerichte Jo-
hannesberg und Schildschlag mitver-
waltete (zu denen Ortsteile der heuti-
gen Gemeinde Hauneck gehörten),
wurde nach Holzheim verlegt, wo er bis
zu derVerwaltungs-und Gebietsreform
von 1821 verblieb. Nördlich des Burg-
berges liegt Oberstoppel, zu dessen Ge-
markung Burg Hauneck gehört, und
südlich von ihm in einem Seitental der
Haune ist Unterstoppel angesiedelt.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist an-
zumerken, daß fürWehrda, den südlich-
sten Ortsteil der Gemeinde, den zwei
Schlösser und ein guter Fachwerkbe-
stand auszeichnen, ein denkmalpflege-
rischer Interessenbereich ausgewiesen
werden konnte. Sowohl historisch als
auch vom Gebäudebestand her gleich-
bedeutend mit Wehrda ist der Ortsteil




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Neukirchen, heute Sitz der Gemeinde-
verwaltung von Haunetal. Hier findet
sich wie in Wehrda neben der bedeuten-
den evangelischen Pfarrkirche ein 1686
erbautes Pfarrhaus. Und Am Brunnen-
ring hat sich ein Brunnen von 1616 er-
halten. Im Ortsteil Rhina siedelten
früh, d.h. wohl schon seit dem 14.Jh.,
viele jüdische Deutsche. Bis 1923 war
Rhina der einzige Ort in Preußen mit
überwiegendem jüdischem Bevölke-
rungsanteil. Zwar bedeutet „Rhina“ auf
Hebräisch „Jubel“, doch leitet sich der
Ortsname vom gleichnamigen Bach
her, der bereits 801 urkundlich erwähnt
wird. Von der jüdischen Kultur hat sich
im Ort nichts erhalten; die Synagoge
wurde 1938 niedergebrannt, später ab-
gerissen, an ihre Stelle 1965 ein Dorfge-
meinschaftshaus gebaut. Doch der süd-
lich des Ortes zwischen Fluß und B 27
an der Eisenbahntrasse gelegene große
jüdische Friedhof zählt zu den ein-
drucksvollsten des gesamten Kreises
Hersfeld-Rotenburg.

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Haunetal


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