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Wionski, Heinz; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Baudenkmale in Hessen: Lahn-Dill-Kreis: 1 — Braunschweig, Wiesbanden: Friedr. Vieweg & Sohn, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.48760#0011
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Einführung
In dem hier vorgelegten Band der Hessischen Denkmaltopographie wird
mit wenigen, durch verschiedene Gebietsreformen bedingte Ausnahmen
der ehemalige Dill-Kreis in seinem Baudenkmal-Bestand dargestellt. Der
Dill-Kreis wurde 1867 nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch
Preußen gebildet und vereinigte die beiden Ämter Dillenburg und Herborn
des ehemaligen Herzogtums. Kreisstadt wurde Dillenburg. Das Herzog-
tum insgesamt wurde Teil des nunmehr preußischen Regierungsbezirks
Wiesbaden. Die Selbständigkeit des Landkreises Dill währte über hundert
Jahre. Seit der Gebietsreform 1977 ist er Teil des Lahn-Dill-Kreises, des-
sen weiterer Bestandteil der ehemalige Kreis Wetzlar ist. Der ursprüng-
liche Zusammenschluß auch mit dem Kreis Gießen sowie die Vereinigung
von Gießen und Wetzlar zur Stadt Lahn wurde 1979 wieder aufgehoben.
Die nebenstehende Karte zeigt das Bearbeitungsgebiet im Maßstab
1:200000. Ferner ist eine Blattübersicht der topographischen Gemeinde-
karten im Maßstab 1:50000 mit fortlaufenden Nummern eingezeichnet.
Dem zunächst verwaltungsmäßig definierten Raum entspricht ein geogra-
phischer, der durch eine ausgeprägte Kleinkammerung und Abgeschlos-
senheit gegenüber den angrenzenden Gebieten gekennzeichnet ist. Beson-
ders deutlich wird dies etwa durch den Höhenzug Kalteiche-Haincher
Höhe, der einen Sperr-Riegel zum Siegerland bildet. Landschaftlich domi-
nierendes Element des Kreisgebietes ist das mittlere, hier annähernd nord-
südlich verlaufende Dill-Tal mit den Städten Haiger, Dillenburg und
Herborn, das es in zwei beinahe gleichgroße Hälften teilt. In der westlichen
Kreis-Hälfte befindet sich die Randzone der Westerwaldhochfläche, in der
östlichen verlaufen die Täler der Dietzhölze, Schelde und Aar. Das Aartal
bildet eine schleusenartige Verbindung zum benachbarten Marburger
Raum. Über die Westerwaldhochfläche und durch das Aartal hindurch
verläuft die historische Wegeverbindung zwischen Köln und Leipzig mit
einer bei Herborn befindlichen Abzweigung nach Wetzlar.
Die natur-räumlichen Bedingungen waren für die Bewirtschaftung des
Landes nicht günstig. Enge Talverläufe mit steilen Hängen und große
Waldflächen setzten der landwirtschaftlichen Nutzung enge Grenzen. Eine
Ausnahme war die Westerwaldhochfläche, wo nach spätmittelalterlichen
Rodungen eine ausgedehnte Viehweidewirtschaft betrieben wurde, die erst
ab dem 19. Jh. durch die Stallviehhaltung und die Umwandlung der
Weideflächen in zusätzliche Ackerbaufläche zurückgedrängt wurde. Die
im Land vorherrschende Realerbteilung bewirkte bei der ohnehin begrenz-
ten Anbaufläche weiter aufgesplitterte Besitzverhältnisse. Im Gegensatz zu
den ungünstigen Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Nutzung ver-
fügte das Dill-Gebiet über zahlreiche abbaubare Bodenvorkommen (vor
allem Roteisenstein, in geringerem Maße Blei-, Silber-, Zink-, Nickel- und
Kupfervorkommen, dazu Tonerde und Dachschiefer). Den Bauern eröff-
neten sich so Nebenerwerbsmöglichkeiten im Abbau und Fuhrwesen.
Ferner war dadurch die Voraussetzung gegeben, daß sich im 19. Jh. die
Umwandlung des Dill-Gebietes zu einem Industriestandort vollzog. Ein
weiterer bedeutender Wirtschaftszweig war die Waldwirtschaft. Der Wald-
reichtum ermöglichte die Holzkohlegewinnung in großem Ausmaß, bevor
die Steinkohle die Holzkohle bei der Eisenverhüttung ersetzte. Daneben
war die Lohgewinnung als Grundstoff für Gerbereien wichtiges Feld der
Waldwirtschaft. Holzkohle und Lohe wurden in Haubergen gewonnen,
deren Vorkommen sich auf den Nordwesten des Kreisgebietes konzen-
trierte.
T erritorialgeschichte
Die frühesten rechtlichen und politischen Gliederungen des Mittelalters -
der Bereich der Vor- und Frühgeschichte wird hier nicht behandelt - waren

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