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Wionski, Heinz; Landesamt für Denkmalpflege Hessen [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Hessen: Baudenkmale in Hessen: Lahn-Dill-Kreis: 1 — Braunschweig, Wiesbanden: Friedr. Vieweg & Sohn, 1986

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48760#0238
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Herborn


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Herborn


Erläuterung zu Karte 9 (M 1:50000)
Stadt Herborn
Landschaftlich bestimmendes Element
des Herborner Stadtgebietes ist das Dill-
tal, das hier in nord-südlicher Richtung
verläuft. An der Dill liegen Burg und
Herborn. Bedeutungsvolle Seitentäler
sind das der Aar mit Seelbach im un-
teren Verlauf und das des Amdorfba-
ches mit Uckersdorf, Arndorf und
Schönbach. In Tal- bzw. Hanglage be-
finden sich auch Guntersdorf, Hörbach
und Merkenbach; lediglich Hirschberg
zeichnet sich durch seine Höhenlage
aus.
1048 wurde erstmals die politische,
wirtschaftliche und kirchliche Einheit
„Herborner Mark“ erwähnt. Bereits für
das achte und neunte Jh. wird auf dem
Herborner Kirchberg ein karolingischer
Königshof vermutet, der zusammen mit
der Burger Burg den Knotenpunkt der
alten Fernhandelsstraßen zwischen
Köln und Leipzig bzw. Frankfurt
sicherte. Die „Herborner Mark“ war ur-
sprünglich Teil des Haigergaus und ent-
wickelte sich während des elften Jh. zur
Selbständigkeit. Seit der Mitte des
zwölften Jh. waren die nassauischen
Grafen von den thüringischen Land-
grafen mit dem Reichslehen „Herborner
Mark“ belehnt. Es wurde bereits mehr-
fach die sog. „Dernbacher Fehde“ er-
wähnt, in deren Verlauf die nassau-
ischen Grafen ihre Landesherrschaft
gegen den alteingesessenen Adel durch-
setzten. Der Stammsitz der Dernbacher,
eine Wasserburg, lag südwestlich des
heutigen Ortes Seelbach auf dem linken
Aarufer auf einem kleinen Hügel. Die
Burg wurde 1326/27 zerstört, das zuge-
hörige Dorf lag seit dem Ende des 14.
Jh. wüst. Für Herborn erwarben die
Grafen Walram und Otto von Nassau
1251 die Stadtrechte. Die Burg wurde
1307 erstmals erwähnt. Sie hatte die
Funktion, die Femstraßen zu sichern,
und war Sitz des Vogtes bzw. des Amt-
mannes. In der zweiten Hälfte des 14.
Jh. bildeten sich innerhalb der Her-
borner Mark zwei Gerichtsbezirke,
Dillenburg und Herborn, die seit dem
16. Jh. als „Amt“ bezeichnet wurden.
Im Schutz der Burg entwickelte sich
Herborn zum bedeutendsten Marktort
des Dillgebietes, der besonders in der
Wollweberei und Tuchmacherei auch
überregionale Bedeutung erhielt. Den
größten Bedeutungszuwachs erhielt
Herborn durch die Gründung der
Hohen Schule 1584 durch Graf Johann,
der damit die Ausbildung eines Beam-
ten- und Pfarrerstandes im reformierten
Bekenntnis bezweckte.

Die Stadt ist insgesamt als bedeutendes
Ensemble einer im Kem mittelalterli-
chen Stadt erhalten. Das mittelalterli-
che Stadtgebiet ist durch die umfangrei-
chen Reste der Stadtbefestigung eindeu-
tig abgrenzbar. Im Westen der Stadt, in
Hanglage, liegen dominante Einzelbau-
ten wie Schloß, Pfarrkirche oder Hohe
Schule; im Osten, in der Talniederung,
befinden sich entlang einer eindrucks-
vollen Straßen- und Platzfolge die Bau-
ten der Bürger mit dem Rathaus als Mit-
telpunkt. Unter den Stadterweiterungen
hebt sich die nach Osten auf den Bahn-
hof zulaufende, nach einem Stadtbrand
1904 vorgenommene, durch die Quali-
tät des Stadtraumes und der Einzelbau-
ten hervor. Eine in sich geschlossene
Einheit ist das südlich der Stadt sich
befindende Gelände der Landeswohl-
fahrtsklinik. Die Klinik wurde 1910 er-
richtet und zeichnet sich durch die
Weiträumigkeit ihrer Anlage und die
gestalterische Qualität der verschie-
denen Funktionsbereiche aus.
Unter den Stadtteilen Herborns, die
historisch Teil der Herborner Mark sind
und mit dieser unter nassauische Herr-
schaft kamen, ragen Seelbach, Schön-
bach und Uckersdorf durch die Dichte
und Vielfalt denkmalswerter Bauten
hervor. Hörbach gehört zur Gruppe der
im 18. Jh. nach Dorfbränden planmäßig
wiedererrichteten Orte. Die regelmäßige
Dorfanlage in parallelen Zeilen ist noch
nachvollziehbar, das historische Er-
scheinungsbild aber nicht so erhalten,
daß eine Gesamtanlage ausgewiesen
werden konnte. Unter den Einzelbauten
ist noch die evangelische Kirche von
Burg zu erwähnen, die durch ihre Lage
auf einem steil abfallenden Fels über der
Dill und die romanische Apsis beson-
ders wertvoll ist.

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