tendsten Braunschweiger Bauwerke hervorbrachte: der 122 Meter hohe Südturm der
Andreaskirche wurde 1532 vollendet, 1534 entstand die Alte Waage auf dem Wollmarkt
bei St. Andreas, und um 1536 ist die Fassade des Huneborstelschen Hauses zu datieren,
die zu Beginn des 20. Jh. von ihrem ursprünglichen Standort im Sack zum Burgplatz
transloziert wurde. Zwischen 1589 und 1591 erhielt, als Höhepunkt der Renaissancear-
chitektur in Braunschweig, das Gewandhaus seinen prunkvollen Ostgiebel.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges bemühte sich der Rat neutral zu bleiben, schlug
sich 1626 aber dann doch noch rechtzeitig auf die kaiserliche Seite und ist so, nach Zah-
lung hoher Kontributionen, von feindlicher Besatzung verschont geblieben. Allerdings
drängten in jenen Jahren zahlreiche Flüchtlinge in die Stadt, so daß die Verhältnisse in der
übervölkerten Stadt immer schwieriger wurden und die 1625 ausbrechende Pest viele
Opfer forderte.
Ein für die Stadt Braunschweig einschneidendes Datum war das Jahr 1671, als Herzog
Rudolf August, der mit den Machtvorstellungen eines absolutistischen Fürsten gegen die
fast zur Reichsfreiheit emporgestiegene und sich fürstlicher Gewalt widersetzende Stadt
zum Kriege rüstete. Er gewann die Unterstützung seiner welfischen Vettern, die er territo-
rial und durch die Überlassung des Weifenschatzes entschädigen mußte. Dafür überlie-
ßen ihm die übrigen Welfen im Mai 1671 vertraglich den alleinigen Besitz der Stadt Braun-
schweig mit dem Stift St. Blasii sowie dem Kloster St. Aegidien. Nach längerer Belage-
rung mußte sich Braunschweig am 12. Juni 1671 unterwerfen und verlor mit dem Einzug
des Herzogs rasch seine über Jahrhunderte verteidigte Autonomie und wurde in der Fol-
gezeit wieder zur Residenzstadt.
Braunschweig als Residenzstadt
Es folgte zunächst die Entmachtung des Rates und im Anschluß daran eine Reihe landes-
herrlicher Maßnahmen, die sowohl die innere Organisation als auch das Erscheinungsbild
der Stadt veränderten: nachdem sie ihr gesamtes Vermögen an Herzog Rudolf August
verloren hatte, wandelte dieser die ehemalige städtische Münze in eine fürstliche um, die
in der Heydenstraße eingerichtet wurde (s. An der Martinikirche 7). Einen gewissen wirt-
schaftlichen Ausgleich für die vielen Einbußen von 1671 gewährte der Herzog 1681 durch
die Einrichtung von zwei Warenmessen, die an die Stelle der alten Jahrmärkte traten und
die bis zum Anfang des 19. Jh. große Bedeutung für den Braunschweiger Handel hatten.
Die Messe sollte jeweils 10 Tage dauern und bot den Fremden viele Anreize: freies Geleit,
Zollfreiheit für 30 Jahre, Verkehrserleichterung durch Straßeninstandsetzung, billige
Fuhren sowie Einrichtung eines Kaufgerichts für die Beilegung von Messestreitigkeiten.
Auf diesen Warenmessen erschienen bald zahlreiche in- und ausländische Kaufleute, die
in einerwachsenden Zahl von Gasthöfen abstiegen und von denen die neu in viele Häu-
serfronten eingebauten Messegewölbe benutzt wurden (s. z. B. An der Martinikirche 2).
Die Autorskapelle am Altstadtrathaus wurde 1680 eigens abgerissen und an ihrer Stelle
der Autorshof für Messezwecke erbaut (s. Breite Straße 1).
Braunschweig in der Zeit des Barock
Neben den Messebauten erfuhr das Stadtbild auch sonst einschneidende Umgestaltun-
gen. 1691/92 begannen nach dem Plan von Major J. C.Völckerdie umfassenden Arbeiten
zur Anlage einer Bastionärsbefestigung nach dem Muster des französischen Festungs-
baumeisters Vauban. Ihre Spuren sind am Zick-Zack- Verlauf der um die Stadt herumge-
legten Okergräben und an einzelnen Wällen noch heute gut abzulesen. Bastionen, Rave-
lins und Glacis wurden vor den mittelalterlichen Mauer- und Grabenringen im Vorgelände
angelegt. Das geschah abschnittsweise von Norden aus und zog sich bei der Größe des
Unternehmens über Jahrzehnte hin. Auch einige der mittelalterlichen Tore wurden ge-
schlossen: das Neustadttor 1693, das alte Petritor 1707, das Michaelistor 1716 und das
Aegidientor 1728. Das Wendentor wurde 1693/1699 umgebaut und das Magnitor mit
dem Steintor 1700 vereinigt. Neu eröffnet wurden 1698/1707 das Neue Petritor, 1719
das Wilhelmitor und 1730 das Augusttor. Die nicht mehr benötigten Gräben vor der alten
Stadtmauer verschwanden dagegen allmählich nach 1720.
Um 1720 zeichnet J. J. Müllerden ersten vollständigen Plan der Stadt in großem Maßstab
(etwa 1:3500), der u.a. die wichtigsten Gebäude, die Wasserkünste und Mühlen sowie
den genauen Verlauf der Oker, die südlich im Burgmühlengelände in die Stadt eintrat und
sich mit ihren weiteren Nebenarmen (Wendenmühlengraben, Steingraben) am Wen-
dentor wieder vereinigte.
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Andreaskirche wurde 1532 vollendet, 1534 entstand die Alte Waage auf dem Wollmarkt
bei St. Andreas, und um 1536 ist die Fassade des Huneborstelschen Hauses zu datieren,
die zu Beginn des 20. Jh. von ihrem ursprünglichen Standort im Sack zum Burgplatz
transloziert wurde. Zwischen 1589 und 1591 erhielt, als Höhepunkt der Renaissancear-
chitektur in Braunschweig, das Gewandhaus seinen prunkvollen Ostgiebel.
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges bemühte sich der Rat neutral zu bleiben, schlug
sich 1626 aber dann doch noch rechtzeitig auf die kaiserliche Seite und ist so, nach Zah-
lung hoher Kontributionen, von feindlicher Besatzung verschont geblieben. Allerdings
drängten in jenen Jahren zahlreiche Flüchtlinge in die Stadt, so daß die Verhältnisse in der
übervölkerten Stadt immer schwieriger wurden und die 1625 ausbrechende Pest viele
Opfer forderte.
Ein für die Stadt Braunschweig einschneidendes Datum war das Jahr 1671, als Herzog
Rudolf August, der mit den Machtvorstellungen eines absolutistischen Fürsten gegen die
fast zur Reichsfreiheit emporgestiegene und sich fürstlicher Gewalt widersetzende Stadt
zum Kriege rüstete. Er gewann die Unterstützung seiner welfischen Vettern, die er territo-
rial und durch die Überlassung des Weifenschatzes entschädigen mußte. Dafür überlie-
ßen ihm die übrigen Welfen im Mai 1671 vertraglich den alleinigen Besitz der Stadt Braun-
schweig mit dem Stift St. Blasii sowie dem Kloster St. Aegidien. Nach längerer Belage-
rung mußte sich Braunschweig am 12. Juni 1671 unterwerfen und verlor mit dem Einzug
des Herzogs rasch seine über Jahrhunderte verteidigte Autonomie und wurde in der Fol-
gezeit wieder zur Residenzstadt.
Braunschweig als Residenzstadt
Es folgte zunächst die Entmachtung des Rates und im Anschluß daran eine Reihe landes-
herrlicher Maßnahmen, die sowohl die innere Organisation als auch das Erscheinungsbild
der Stadt veränderten: nachdem sie ihr gesamtes Vermögen an Herzog Rudolf August
verloren hatte, wandelte dieser die ehemalige städtische Münze in eine fürstliche um, die
in der Heydenstraße eingerichtet wurde (s. An der Martinikirche 7). Einen gewissen wirt-
schaftlichen Ausgleich für die vielen Einbußen von 1671 gewährte der Herzog 1681 durch
die Einrichtung von zwei Warenmessen, die an die Stelle der alten Jahrmärkte traten und
die bis zum Anfang des 19. Jh. große Bedeutung für den Braunschweiger Handel hatten.
Die Messe sollte jeweils 10 Tage dauern und bot den Fremden viele Anreize: freies Geleit,
Zollfreiheit für 30 Jahre, Verkehrserleichterung durch Straßeninstandsetzung, billige
Fuhren sowie Einrichtung eines Kaufgerichts für die Beilegung von Messestreitigkeiten.
Auf diesen Warenmessen erschienen bald zahlreiche in- und ausländische Kaufleute, die
in einerwachsenden Zahl von Gasthöfen abstiegen und von denen die neu in viele Häu-
serfronten eingebauten Messegewölbe benutzt wurden (s. z. B. An der Martinikirche 2).
Die Autorskapelle am Altstadtrathaus wurde 1680 eigens abgerissen und an ihrer Stelle
der Autorshof für Messezwecke erbaut (s. Breite Straße 1).
Braunschweig in der Zeit des Barock
Neben den Messebauten erfuhr das Stadtbild auch sonst einschneidende Umgestaltun-
gen. 1691/92 begannen nach dem Plan von Major J. C.Völckerdie umfassenden Arbeiten
zur Anlage einer Bastionärsbefestigung nach dem Muster des französischen Festungs-
baumeisters Vauban. Ihre Spuren sind am Zick-Zack- Verlauf der um die Stadt herumge-
legten Okergräben und an einzelnen Wällen noch heute gut abzulesen. Bastionen, Rave-
lins und Glacis wurden vor den mittelalterlichen Mauer- und Grabenringen im Vorgelände
angelegt. Das geschah abschnittsweise von Norden aus und zog sich bei der Größe des
Unternehmens über Jahrzehnte hin. Auch einige der mittelalterlichen Tore wurden ge-
schlossen: das Neustadttor 1693, das alte Petritor 1707, das Michaelistor 1716 und das
Aegidientor 1728. Das Wendentor wurde 1693/1699 umgebaut und das Magnitor mit
dem Steintor 1700 vereinigt. Neu eröffnet wurden 1698/1707 das Neue Petritor, 1719
das Wilhelmitor und 1730 das Augusttor. Die nicht mehr benötigten Gräben vor der alten
Stadtmauer verschwanden dagegen allmählich nach 1720.
Um 1720 zeichnet J. J. Müllerden ersten vollständigen Plan der Stadt in großem Maßstab
(etwa 1:3500), der u.a. die wichtigsten Gebäude, die Wasserkünste und Mühlen sowie
den genauen Verlauf der Oker, die südlich im Burgmühlengelände in die Stadt eintrat und
sich mit ihren weiteren Nebenarmen (Wendenmühlengraben, Steingraben) am Wen-
dentor wieder vereinigte.
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