Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Harste, Feldmarkkarte von 1863, Amt für Agrarstruktur, Karte 68, Göttingen-Land


Darlehnskasse weichen mußte, trug einst we-
sentlich zur Wirkung der Hauptstraße bei.
Im westlichen Abschnitt der ortsbildbeherr-
schenden Hauptstraße lag in unmittelbarer
Nähe der erstmals 1440 erwähnten und noch
1590 in Rudimenten vorhandenen Wegekapelle
(Unser lieben Frau) der ehemalige Kapellenhof
(Nr. 29). Der 1655 erstmalig im Erbregister des
Amtes Harste beschriebene Meierhof, dessen
heutige Bausubstanz aus dem 19. Jh. stammt,
gehörte zum Kloster Bursfelde.
Von der Hauptstraße zweigen drei Stichstraßen
nach Norden ab: der Kirchwinkel, an dem die
leicht erhöht liegende St. Johanniskirche, das
1786 erbaute Pfarrhaus Kirchwinkel 4 und der
ehemalige Hartwigsche Lehnshof Kirchwinkel
Verrichtet wurden, ferner die zum ehemaligen
Burgbezirk (Domäne) führende Burgstraße und
der kurze Beckerwinkel.
Dort wo Neustadt, Gänsemarkt, Kirchwinkel
und Hauptstraße Zusammentreffen und sich
platzartig erweitern liegt der ursprünglich be-
baute Tieplatz. Durch seine exponierte Lage
am oberen Ende der Hauptstraße nimmt der
Tie, der bestimmt wird durch das um 1800 ent-

Harste, Hauptstraße in Richtung Tie



Harste, Hauptstraße 15, Wohnwirtschaftsgebäude

Harste, Kirchwinkel 4, Pfarrhaus, 1786


Harste, Gänsemarkt 3, Wohnwirtschaftsgebäude,
1. Hälfte 19. Jh.


Harste, Gänsemarkt 2, Wohnwirtschaftsgebäude,
um 1650


standene, noch gut erhaltene Gasthaus Haupt-
straße 4 am Nordrand sowie durch die mäch-
tige „Lutherlinde”, die die Platzsituation weithin
sichtbar markiert, prägenden Einfluß auf das
Straßenbild.
Die östliche Verlängerung der Hauptstraße bil-
det der Gänsemarkt, dessen platzumschlie-
ßende Bebauung (Voll- und Halbköter) gleich-
sam eine Erweiterung des Ties bewirkt. Hervor-
hebenswert sind der um 1650 für Th. Ohms
errichtete zweigeschossige Fachwerkbau Nr. 2,
die in der 2. Hälfte des 19. Jh. errichtete Schule
(Nr. 10), das Wohnwirtschaftsgebäude Nr. Saus
der 1. Hälfte des 19. Jh. sowie der seit 1780
nachweisbare Füllingsche Meierhof Nr. 12, ein
am Kopfende des Gänsemarktes liegender
Dreiseithof.
Von besonderer Bedeutung für die Ortsge-
schichte ist der in unmittelbarer Nähe der Do-
mäne gelegene Burgmannenhof, das spätere
von Wangenheimsche Gut (An der Burg 4). Die
ursprünglich von einer Sandsteinmauer einge-
faßte Hofanlage besteht aus einem um 1800
erbauten, streng symmetrisch gegliederten,
leider kaschierten Fachwerkbau und einem
stattlichen Stall-Speicher von 1705, der den
Innenhof zur Straße hin begrenzt.
Für das Erscheinungsbild des Ortes war auch
einst die Harste bestimmend. Sie teilt sich,
nachdem sie die im Südwesten gelegene
Schlagemühle, die seit 1911 wieder aufgebaut
wurde, betrieben hatte, vor der Gardinenstraße
in zwei Arme. Während der am Nordrand ver-
laufende Mühlengraben, der die Domäne von
der übrigen Ortsbebauung trennt und die 1589
erbaute und 1893 stillgelegte Amtsmühle
(Kirchwinkel 11) antrieb, bildet der Feldgraben
den südlichen Grenzverlauf des Altdorfes.
Ev. St. Johannis-Kirche
Unter Verwendung gotischer Bausubstanz des
Vorgängerbaus entstand 1766/69 eine
schlichte, in Bruchstein gemauerte, flachge-
deckte Saalkirche mit weithin sichtbarem, das
gesamte Ortsbild überragenden Westturm,

100
 
Annotationen